Transkript

Hallo und herzlich willkommen bei «Beziehungsmagie – Sicher durch Liebe, Glück und Krise navigieren».

Ich bin Beatrice Wespi, Beziehungs- und Business Coach und ich freue mich riesig, dass du gerade meinen Podcast lauschst.

Heute tauchen wir ein in ein Thema, das du allenfalls von eurer Partnerschaft und/oder auch von Freunden oder sogar vom Geschäftsleben her kennst. Wir sprechen über unausgesprochene oder unsichtbare Erwartungen. Dabei lege ich den Fokus wie immer auf Partnerschaften. Aber das eine oder andere kannst du bestimmt auch mitnehmen, wenn du das Thema aus anderen Lebensbereichen kennst.

Hast du jemals das Gefühl gehabt, dass dein Partner oder eine Partnerin «eigentlich», und da nutze ich jetzt «eigentlich» sehr bewusst, wissen sollte, was du fühlst oder denkst, ohne dass du es explizit ausdrücken musst?
Oder kennst du es, dass deine Partnerin oder ein Partner von dir erwartet, dass du führen oder spüren solltest, wie es ihm oder ihr gerade geht? Oder was sie oder ihm beschäftigt?

In dieser Episode werden wir dieses Phänomen genauer betrachten und herausfinden, wie ihr damit umgehen könnt. Unter unsichtbaren Erwartungen oder unausgesprochenen Erwartungen, ich nutze beide Begriffe, verstehe ich Gedanken, Gefühle oder auch Bedürfnisse, die wir haben, aber nicht klar und direkt verbalisieren oder kommunizieren.

Gerne gebe ich dir dazu ein Beispiel.
Stell dir vor, du erwartest, dass dein Partner oder eine Partnerin automatisch erkennt, wenn du gestresst bist und Unterstützung beim Kochen für den Besuch heute Abend benötigst. Du könntest zum Beispiel erwarten, dass sie oder er von selbst sieht, dass die Spülmaschine noch ausgeräumt werden muss oder der Müll herausgebracht werden sollte, ohne dass du es explizit ansprechen möchtest.

Wenn diese Erwartungen jedoch nicht klar kommuniziert werden, kann es zu Frustration führen, wenn der Partner oder die Partnerin nicht entsprechend reagiert, so wie du es dir erhofft hast.
(Und ja, da findest du jetzt eine Klammer. Ich höre sehr oft, dass er oder sie doch sehen müsste, dass der Müll voll ist, dass die Waschmaschine ausgeräumt werden muss. Es kann sein, dass er oder sie das sieht. Kann auch sein, dass er oder sie das nicht sieht. Es kann sein, dass es für diese Person gerade einfach nicht wichtig ist. Und ja, es kann durchaus auch sein, dass sich diese Person gerade von dieser Aufgabe drückt. Und trotzdem, es ist nie hilfreich, in einer Beziehung von negativen Absichten auszugehen. Das Unterstellen von negativen Absichten schadet definitiv jeder Beziehung. Und auch hier hast du zwei Möglichkeiten – die dir vielleicht nicht so gefallen werden – du kannst klar aussprechen, was du dir wünschst. Oder du kannst darüber hinwegschauen und dann regst du dich aber idealerweise nicht darüber auf. Und hier schliesse ich die Klammer, weil ich auf dieses Thema in dieser Episode nicht näher eingehen möchte.

Unausgesprochene Erwartungen erkennen

Wir kehren zurück zu den unsichtbaren Erwartungen. Warum entstehen so unsichtbare oder unausgesprochene Erwartungen? Dabei gibt es verschiedene Gründe, wieso Erwartungen nicht ausgesprochen werden, und gerne gebe ich dir dazu ein paar Beispiele:

  1. Aus früheren Beziehungen: Haben wir zum Beispiel in früheren Beziehungen gelernt, dass unsere Bedürfnisse ignoriert oder nicht erfüllt wurden, könnten wir unbewusst erwarten, dass es auch in unserer aktuellen Beziehung so sein wird. Diese Erfahrungen können dann dazu führen, dass wir unsere Bedürfnisse nicht klar kommunizieren oder gar nicht kommunizieren, aus Angst vor Enttäuschung oder Ablehnung.
  2. Unausgesprochene Erwartungen können auch von kulturellen Normen und Erwartungen geprägt sein, die uns seit jeher, seit unserer Kindheit beeinflussen. In vielen Kulturen wird nach wie vor erwartet, dass Männer stark und unabhängig sind, während Frauen fürsorglich und einfühlsam sind. Diese traditionellen Rollenbilder können dazu führen, dass wir bestimmte Bedürfnisse oder Wünsche als selbstverständlich ansehen und erwarten, dass unser Partner oder unsere Partnerin automatisch darauf eingeht, ohne dass wir sie explizit äussern müssen.
  3. Auch aus persönlichen Ängsten und Unsicherheiten heraus können unausgesprochene Erwartungen entstehen. So könnten wir beispielsweise Angst davor haben, unsere Bedürfnisse offen zu kommunizieren – aus Sorge, vor Ablehnung oder Konflikten.
  4. Es kann es sein, dass wir selbst unsicher sind über unsere eigenen Bedürfnisse und erwarten, dass unser Partner oder unsere Partnerin intuitiv erkennt, was wir gerade brauchen, weil wir es selbst nicht genau wissen.

Hast du dich in einem der Punkte erkannt? Es kann hilfreich sein zu verstehen, warum wir bestimmte Erwartungen nicht kommunizieren, um sie zu erkennen und durch offene Kommunikation und gegenseitiges Verständnis zu überwinden.

Auswirkungen unausgesprochener Erwartungen

Um auch zu erkennen, wie wichtig ist, mit unausgesprochenen Erwartungen umzugehen, möchte ich dir in einem weiteren Beispiel aufzeigen, welche Folgen unausgesprochene Erwartungen in einer Beziehung haben können.

Stell dir vor, du erwartest, dass dein Lieblingsmensch automatisch erkennt, dass du gerne Zeit mit ihm verbringen möchtest, ohne dass du es explizit erwähnen musst.

Und ja klar, in einer Beziehung möchte ich immer gerne Zeit mit meinem Lieblingsmenschen verbringen. Die Frage ist natürlich einfach wie viel Zeit und wann genau? Es wäre natürlich superpraktisch, wenn der Lieblingsmensch das erkennt und trotzdem, da ist Enttäuschung vorprogrammiert, da dein Gegenüber deine Gedanken schlicht nicht lesen kann.
Plant nun deine Partnerin oder dein Partner Zeit mit Freunden oder widmet sich anderen Aktivitäten, während du insgeheim hoffst, gemeinsam etwas zu unternehmen, so kann das dazu führen, dass du dich unverstanden, ja sogar ungeliebt fühlst, was zu Frustration und zu Spannungen in der Beziehung führen kann.
Dein Gegenüber jedoch füllt den unausgesprochenen Druck, ist verwirrt oder überfordert, da es selbst nicht weiss, warum du plötzlich distanziert bist oder du dich zurückziehst. Ganz schwierig wird’s dann noch, wenn das Gegenüber dich darauf anspricht und du erklärst: Da ist nichts!

Wenn solche Kommunikationsprobleme nicht gelöst werden, können sie die Verbundenheit und auch das Vertrauen in der Beziehung langfristig beeinträchtigen und zu einer zunehmenden Entfremdung führen. Das fühlt sich extrem ungut an, wie wenn etwas nicht Greifbares zwischen euch beiden steht. Vielleicht kennst du dieses Gefühl.

Dieses Beispiel zeigt, wie unausgesprochene Erwartungen ernsthafte Auswirkungen auf unsere Beziehung haben können. Sie können zu Kommunikationsproblemen, Enttäuschungen und sogar zu Konflikten führen. Und darum ist es so wichtig, dieses Thema anzugehen. Hand aufs erkennst du dich in diesem Beispiel? Passiert es dir immer wieder, dass du davon gehst, dass dein Gegenüber deine Wünsche oder Erwartungen erkennt? Und bist du dann enttäuscht oder frustriert, wenn sie oder er dies einfach übergeht?

Umgang mit unausgesprochenen Erwartungen

Der erste Schritt, mit unsichtbaren Erwartungen umzugehen, ist sie zu erkennen und anzuerkennen. Und wir dürfen uns bewusst machen, dass unser Partner oder unsere Partnerin nicht automatisch wissen kann, was wir denken oder fühlen, auch wenn wir uns das noch so sehr wünschen.
Und dann ist es wichtig, offen und ehrlich über unsere Bedürfnisse und Erwartungen zu kommunizieren.

Als «Betroffene» oder «Betroffener»

Gerne gebe ich dir hier vier Schritte an die Hand, wie du lernen kannst, deine bisher unausgesprochenen Erwartungen zu verbalisieren.

  • In einem ersten Schritt identifiziere deine Bedürfnisse: Erkenne deine eigenen Bedürfnisse und Wünsche. Sei präsent im Jetzt und achte bewusst auf deine Gedanken, Gefühle und Bedürfnisse, sodass du immer mehr erkennst, wenn du Unausgesprochenes von deinem Gegenüber erwartest.
  • Der zweite Schritt Übe dich in der Kommunikation: Übe dich in der Kunst der klaren und offenen Kommunikation. Das bedeutet, deine Gedanken und Gefühle klar und direkt auszudrücken, ohne Annahmen darüber zu treffen, dass der andere automatisch verstehen sollte, was du meinst. Beginne mit kleinen Schritten und arbeite daran, deine Bedürfnisse und Erwartungen Schritt für Schritt zu äussern.
  • Der dritte Schritt und den finde ich ganz, ganz wichtig: Bereitschaft zur Verletzlichkeit: Offen zu kommunizieren heisst immer auch, sich verletzlich zu zeigen. Und wie heisst es so schön: «Keine Liebe ohne Risiko». Also sei bereit und übe dich darin, dich verletzlich zu zeigen und deine innersten Gedanken und Gefühle mit deiner Partnerin oder deinem Partner zu teilen. Und ich weiss und bin mir sehr wohl bewusst, das erfordert ganz, ganz viel Mut. Es erfordert viel Mut, sich offen und ehrlich zu zeigen. Und trotzdem: Verletzlichkeit führt immer zu tiefer Verbundenheit und zu mehr Verständnis.
  • Und der vierte Schritt: Sei offen für Feedback: Sei offen für Feedback deines Partners oder deiner Partnerin, denn wenn du lernst, deine Erwartungen zu verbalisieren, kann es durchaus sein, dass das nicht gerade perfekt gelingt. Sei bereit Feedback anzunehmen, deine Kommunikationsfähigkeiten zu verbessern. Indem du diese Schritte umsetzt und aktiv an der Verbesserung deiner Kommunikationsfähigkeiten arbeitest, kannst du lernen, deine unausgesprochenen Erwartungen zu verbalisieren und eine erfüllendere und glücklichere Beziehung aufzubauen. Und du wirst sehen, dass es auch dir persönlich viel, viel besser geht, dass du selbst viel glücklicher bist.

Als Paar

Auch als Paar habt ihr die Möglichkeit, gemeinsam an diesem Thema zu arbeiten, zusätzlich zu dem, was du bereits für dich gemacht hast oder machst.

  1. Der erste Schritt ist die aktive Kommunikation: Führt regelmässig Gespräche über persönliche Bedürfnisse und ganz wichtig auch über eure Beziehungsdynamiken. Damit können Missverständnisse vermieden werden und es stärkt die Verbundenheit.
  2. Übt euch auch darin, die Perspektive des Partners oder der Partnerin einzunehmen und ihre verbal kommunizierten Gefühle und Bedürfnisse zu verstehen. Dabei möchte ich nochmals betonen, es geht die verbal kommunizierten Gefühle und Bedürfnisse, also nicht die unausgesprochenen Gefühle und Bedürfnisse. Und unter verstehen meine ich nicht, dass du damit einverstanden sein musst. Es geht darum, dich zu bemühen, die Perspektive des Gegenübers zu verstehen und wenn möglich darauf einzugehen, ohne dabei natürlich die eigenen Bedürfnisse und Grenzen zu vernachlässigen.
    Dabei sind Konflikte unvermeidlich und Konflikte gehören zu ihrer Beziehung dazu. Was, wenn ihr Konflikte nicht vermeidet oder unterdrückt aus Angst vor Beziehungsstress, sondern sie als Gelegenheit nutzt für euer persönliches Wachstum und eine tiefere glücklichere Beziehung?
    Indem ihr offen und respektvoll miteinander kommuniziert und gemeinsam nach Lösungen sucht, könnt ihr Konflikte konstruktiv nutzen anstatt sie als Gefahr für eure Beziehung zu sehen.
  3. Und auch Gespräche über gemeinsame Ziele und Werte sind extrem hilfreich. Diese schaffen eine klare Grundlage für eure Wünsche und ihr könnt durch regelmässige Gespräche darüber, was euch als Paar wichtig ist und welche Ziele ihr gemeinsam verfolgen möchtet, Missverständnisse und Unsicherheiten reduzieren und wie fast alles, auch das stärkt eure Verbundenheit.

Unausgesprochene Erwartungen treten in vielen Beziehungen auf. Ich kenne das auch aus meiner Praxis, dass das oft ein Thema ist. Sie zu erkennen, ist der erste Schritt und sie dann Schritt für Schritt ihm ausgesprochene Wünsche überführen. Das ist der Schlüssel.

Indem du lernst, offen zu kommunizieren und ihr gemeinsam immer wieder das Gespräch sucht, über Bedürfnisse, Beziehungsdynamiken, aber auch über Ziele und Werte, könnt ihr Missverständnisse vermeiden, eine tiefere Verbindung aufbauen und eine immer glücklichere Beziehung führen.

Das war Beziehungsmagie für heute. Ich danke dir ganz herzlich, dass du dabei warst für deine Zeit, für dein Vertrauen. Und ich freue mich, wenn dir diese Episode gefallen hat, wenn du mir ein Like hinterlässt, eine positive Bewertung oder auch einen Kommentar, welche Erkenntnisse du aus dieser Episode ziehen kannst. Ich freue mich extrem von dir zu lesen.

Du findest mich auf Facebook, auf LinkedIn, auf Instagram, auf Youtube oder über meine Webseite unter beatricewespi.ch. Ich freue mich, von dir zu lesen.

Und wenn dir mein Podcast gefällt, freue ich mich, wenn du ihn weiterteilst.

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