Transkript

Hallo und herzlich willkommen bei «Beziehungsmagie – Sicher durch Liebe, Glück und Krise navigieren».

Ich bin Beatrice Wespi, Beziehungs- und Business Coach, und ich freue mich riesig, dass du heute meinen Podcast lauschst.

Gerade wieder hatte ich ein Paar im Coaching, bei dem es genau um dieses Thema ging. Wenn er oder sie das weiterhin so macht, dann sehe ich nicht ein, wieso ich immer die Person sein soll, die daran arbeitet oder sich verändert. Kurz und bündig: Wer geht zuerst in die Veränderung? Mein Gegenüber oder ich? Was ich selbst zu lange leider nicht verstanden habe: In einer Beziehung geht es immer darum, bei sich selbst zu bleiben und unsere eigenen Herausforderungen zu bewältigen.

Wie oft haben wir schon gehört oder vielleicht selbst gesagt oder Hand aufs Herz auch nur gedacht: Immer ich, immer ich, immer ich bin die Person, die an der Beziehung arbeitet, die sich Mühe gibt, die jenes oder dieses ändert und mein Gegenüber macht einfach nichts. Dieses Gefühl, immer den ersten Schritt machen zu müssen, kann extrem frustrierend und zermürbend sein. Und trotzdem geht es darum, bei sich zu bleiben und seine eigenen Herausforderungen anzupacken. Da es niemals und ich sag’s nochmals, niemals möglich sein wird, das Gegenüber zu verändern. Es geht darum, Selbstverantwortung zu übernehmen, in der Beziehung und überhaupt fürs ganze Leben. Stell dir vor, wie befreiend es ist, die volle Verantwortung für dein eigenes Leben zu übernehmen. Ja, das kann manchmal auch anstrengend sein, sich jedoch nicht wie ein Spielball zu führen, sondern selbst zu entscheiden, wie, was und wo, das ist unglaublich befreiend. Dazu wird es sicher zu einem späteren Zeitpunkt eine eigene Episode geben.

Gehen wir zurück zu unserer Beziehung. Selbstverantwortung in der Beziehung bedeutet, dass wir uns auf unsere eigenen Gedanken, Gefühle und Handlungen konzentrieren. Was heisst das jetzt genau? Es bedeutet, dass wenn etwas im Aussen unsere Gedanken oder Gefühle auslöst, also wenn das Gegenüber eine Handlung macht und das bei uns, Gedanken und Gefühle auslöst, dass wir dann selbst für genau diese Gedanken und Gefühle verantwortlich sind. Kommt mein Gegenüber zum Beispiel immer zu spät, so kann es durchaus sein, dass ich mich nerve. Sicher gibt es aber auch Menschen, für die das völlig okay wäre. Daher liegt es an mir zu entscheiden, wie ich damit umgehen will.

Es geht darum, sich bewusst zu machen, was wir in einer Beziehung beitragen können und wollen, unabhängig davon, was das Gegenüber tut. Dabei ist es wichtig, immer wieder selbst zu reflektieren und das eigene Verhalten kritisch zu hinterfragen.

Dazu können die folgenden Fragen hilfreich sein:

  • Was ist meine Erwartung an eine Beziehung? Und es geht dabei nicht die Erwartung an das Gegenüber.
  • Was kann ich verändern?
  • Wie kann ich besser kommunizieren?
  • Welche meiner Verhaltensweisen tragen möglicherweise dazu bei, dass der Lieblingsmensch nicht reagiert oder sich zurückzieht?
  • Wie würde ich mich fühlen und verhalten, wenn ich nicht auf die Reaktion des Gegenübers angewiesen wäre?

Gerne gebe ich euch ein paar Beispiele aus meinem Coaching Alltag, in denen ihr euch vielleicht wieder erkennt. Diese Beispiele sollen auch verdeutlichen, worum es genau geht, da dieses Thema, wie ich immer wieder feststelle, oft schwierig zu verstehen ist und die Verhaltensmuster entsprechend schwer zu verändern sind.

Beispiel 1: Die schmutzigen Schuhe im Flur

Angelika berichtet, und ja die Namen sind natürlich frei gewählt. Angelika berichtet, dass sie ihren Partner Stefan immer wieder darum bittet, seine schmutzigen Schuhe nicht im Flur stehen zu lassen. Trotz mehrfacher Bitten ignoriert er das Problem oft und lässt die Schuhe weiterhin dort. Angelika fühlt sich ignoriert und respektlos behandelt, was ihre Frustration und ihren Ärger nur verstärkt. Nachdem sie eine Weile darüber nachgedacht hatte, stellte sie fest, dass sie oft in einem ärgerlichen Ton spricht, wenn sie das Thema anspricht und dass Stefan dann sofort in einen Gegenangriff übergeht. Und ja, der Streit ist vorprogrammiert.

Sie entscheidet sich, ihre Bitte in Zukunft in einer ruhigeren und positiveren Art zu äussern und klare Konsequenzen zu setzen, wenn die Schuhe weiterhin im Flur stehen.

Als er weiterhin die schmutzigen Schuhe nicht wegräumte, beschloss sie, eine neue Strategie zu versuchen. Anstatt die Schuhe selbst wegzuräumen und ihn damit zu entlasten, sprach sie erneut mit ihm und erklärte, wie wichtig es für sie ist, dass beide ihren Teil beitragen, um ein harmonisches Zuhause zu haben. Sie vereinbaren, dass er eine Wegräumbox im Flur aufstellt und wenn er die Schuhe nicht wegräumt, landen Sie dort. Zusätzlich verabreden Sie sich zu einem Gespräch einmal pro Woche, um darüber zu sprechen, was in der Woche gut lief und wo sie sich noch verbessern können. Dieses Gespräch kann auch nur wenige Minuten dauern, das muss nicht jedes Mal ein stündiges Beziehungsgespräch werden. Das half den beiden, die Verantwortung gleichmässig zu verteilen und Missverständnisse zu vermeiden. Trotz dieser Massnahmen änderte sich das Verhalten von Stefan aber nicht nachhaltig.

Schliesslich begann Angelika zu überlegen, ob diese Beziehung für sie noch erfüllend war. Sie erkannte, dass es für sie nicht nur um die Schuhe ging, sondern das Gefühl, dass ihre Bedürfnisse nicht ernst genommen wurden. Sie stellte sich die Frage, ob sie die Beziehung langfristig glücklich machen konnte und ob sie weiterhin so in der Beziehung bleiben wollte.

Beispiel 2: Fehlende Initiative

Karl ärgerte sich immer wieder darüber, dass seine Partnerin Jolanda nie die Initiative ergriff, gemeinsame Freizeitaktivitäten zu planen. Er fühlte sich immer verantwortlich und überlegte sich dann, dass er seine Erwartungen klarer kommunizieren muss. Er betonte die positiven Aspekte ihrer Beziehung, was ihre Motivation steigerte. Trotz dieser Bemühungen änderte sich das Verhalten von Jolanda nicht dauerhaft.

Er bemühte sich darum, das Gespräch mit Jolanda zu vertiefen, um ihre Perspektive noch besser verstehen zu können. Er fragte sie, warum sie zögerte, Aktivitäten zu planen und ob es spezifische Gründe dafür gab. Dabei stellte sich heraus, dass sie sich unsicher fühlte und Angst hatte, dass ihre Vorschläge ihm nicht gefallen könnten. Um ihre Unsicherheiten zu verringern, vereinbarten sie, abwechselnd Aktivitäten zu planen und einigten sich darauf, dass es keine in Anführungszeichen «falschen Vorschläge» geben würde. Jede Aktivität sollte als wertvolle gemeinsame Zeit betrachtet werden. Sie beschlossen auch regelmässig über ihre Erfahrung zu sprechen, um die Kommunikation und das Verständnis füreinander zu verbessern. Nach einigen Wochen merkte Karl jedoch, dass die Veränderungen nicht nachhaltig waren.

Jolanda kehrte in alte Muster zurück und er fühlte sich wieder alleingelassen. An diesem Punkt begann er zu überlegen, ob die Beziehung für ihn noch erfüllend war. Er fragte sich, ob er bereit war, diese Dynamik langfristig zu akzeptieren oder ob es für beide besser wäre, getrennte Wege zu gehen. Schliesslich entschied er, dass er eine Beziehung wollte, in der beide Partner gleichermassen engagiert und aktiv waren. Er sprach offen mit Jolanda über seine Gefühle und sie einigten sich darauf, professionelle Hilfe in Form von Paarcoaching in Anspruch zu nehmen, an ihren Kommunikations- und Beziehungsdynamiken zu arbeiten.

Im Coaching lernten beide, effektiver und offener miteinander zu kommunizieren. Ich half ihnen, die zugrunde liegenden Muster und Dynamiken in ihrer Beziehung zu erkennen und zu verstehen. Sie entwickelten neue, positive Verhaltensweisen und setzten sich gemeinsame Ziele. Dies stärkte ihre emotionale Bindung und ihr Verständnis füreinander. Nach einigen Monaten im Coaching bemerkten beide signifikante Verbesserungen. Jolanda begann sich sicherer zu fühlen und übernahm häufiger die Initiative bei der Planung von Freizeitaktivitäten. Karl fühlte sich weniger belastet und mehr unterstützt.

Beispiel 3: Mithilfe im Haushalt

Lisa hatte ständig das Gefühl, dass Nicole ihre Partnerin nicht genug zum Haushalt beiträgt. Sie beschwerte sich und zog sich zurück.

Durch Selbstreflexion erkannte sie, dass sie oft ihre Bedürfnisse nicht klar kommunizierte. Sie begann ihre Erwartungen klar zu formulieren und bemerkte eine Veränderung in der Dynamik ihrer Beziehung. Allein dadurch, dass die Kommunikation klarer war, begann Nicole mehr Verantwortung zu übernehmen.

Das dritte Beispiel zeigt schön, dass es oft hilft, wenn die eine Person ihr Verhalten ändert. Durch diese Veränderung wird die Dynamik in der Beziehung eine andere und es können sich Dinge plötzlich auflösen.

Gerne gebe ich dir einige Strategien an die Hand, die dir helfen können, bei dir selbst zu bleiben:

  1. Achte auf deine Kommunikation
    Kommuniziere klar und offen, sprich über deine Bedürfnisse und Erwartungen, ohne Vorwürfe zu machen.
    Mit Erwartungen meine ich hier Erwartungen an deine Beziehung.
  2. Setze Grenzen
    Es ist wichtige klare Grenzen zu setzen und diese auch zu respektieren.
  3. Praktiziere Selbstfürsorge
    Sorge gut für dich selbst, ausgeglichen und stark in der Beziehung zu sein.
  4. Reflektiere regelmässig
    Nimm dir Zeit, über deine eigenen Gefühle und Handlungen nachzudenken.
  5. Achte auf deine Wortwahl und den Ton, indem du etwas sagst.

Diese Strategien können helfen, eine gesundere Balance in Beziehungen zu finden und die eigene Selbstverantwortung zu stärken.

Das war Beziehungsmagie für heute. Welche Herausforderungen habt ihr erlebt? Welche Strategien haben dir und euch geholfen?
Schickt mir gerne eure Geschichten und Fragen. Vielleicht kann ich sie in einer zukünftigen Episode besprechen.

Du findest mich auf Facebook, auf LinkedIn, auf Instagram, auf Youtube oder über meine Webseite unter beatricewespi.ch. Ich freue mich, von dir zu lesen.

Und wenn dir mein Podcast gefällt, freue ich mich, wenn du ihn weiterteilst.

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