Sie war toxisch, er war narzisstisch, ich wurde manipuliert
Diese Sätze höre ich immer wieder, immer öfters. In Coachings, in Gesprächen, oder ich höre und lese sie auch auf sozialen Medien. Und ich sage dir ganz ehrlich, ich finde das extrem gefährlich. Weil nicht alles, was weh tut, gleich krankhaft ist. Und weil diese Begriffe oft trennen statt verstehen helfen. In dieser Folge schauen wir gemeinsam hin.
Was Worte wirklich bedeuten – und warum sie trennen können
Was bedeuten diese Worte wirklich? Und was passiert, wenn wir sie zu früh benutzen? Ich bin Beatrice Wesby, Beziehungscoach mit Fokus auf emotionale Tiefe, innere Klarheit und echte Selbstverantwortung. Ich begleite Menschen durch Beziehungskrisen, Trennungen und den Weg zurück zu sich selbst. Und ich glaube zutiefst daran, dass Worte Macht haben. Und auch, dass Sprache Beziehung gestalten kann. Zum Guten oder eben auch zum Trennen.
Herzlich willkommen bei Beziehungsmagie. Sicher durch Liebe, Glück und Krise navigieren. Ich freue mich riesig, dass du heute dabei bist. Ja, und weil Worte so viel können, möchte ich heute mit dir über diese Begriffe toxisch, narzisstisch und manipulativ sprechen. Denn ja, es gibt Beziehungen, die schaden. Und ja, es gibt Menschen, die wiederholt verletzend, grenzüberschreitend oder kontrollierend handeln. Aber erstens, es ist nie Aufgabe eines Partners oder einer Partnerin eine psychologische Diagnose zu stellen.
Dafür braucht es wirklich ausgebildete Fachpersonen. Und ich als Coach bin das übrigens auch nicht. Dazu benötigt es Therapeutinnen oder Therapeuten. Und zweitens sind Begriffe wie narzisstisch oder toxisch nicht dafür da, um sich zu rechtfertigen oder dem Gegenüber ein Etikett rumzuhängen. Es sind Worte, die stark wirken und die trennen. Worte, die einer Beziehung oft mehr schaden als nützen. Oder vielleicht könnte ich sogar das «oft» noch weglassen.
Schmerz statt Diagnose – worum es wirklich geht
Und genau deshalb sollten wir sehr achtsam mit ihnen umgehen. Denn oft geht es nicht um Narzissmus oder Manipulation, sondern es geht um Schmerz. Um unentwickelte Beziehungsmuster. Toxisch, narzisstisch, manipulativ – diese Begriffe tauchen heute überall auf. In Podcasts, auf Instagram, in persönlichen Gesprächen. Aber was bedeuten sie eigentlich genau?
Was bedeutet „toxisch“ in Beziehungen?
«Toxisch» kommt von «giftig». Im Beziehungskontext sprechen wir von toxisch, wenn ein Verhalten dauerhaft emotional schädigend ist. Wenn Muster wie Kontrolle, Schuldumkehr, Drohung oder ständiger Rückzug dafür sorgen, dass die Beziehung nicht mehr nährt, sondern erschöpft. Hier ist mir aber auch wichtig zu sagen, dass meist nicht ein Mensch toxisch ist, sondern die Dynamik. Verletzende Muster entstehen fast immer im Zusammenspiel. Dann treffen zum Beispiel Rückzug und Klammern aufeinander. Emotionale Bedürftigkeit und Überverantwortung oder Kontrolle auf Angst.
Das bedeutet nicht, dass du alles mittragen musst, aber es bedeutet, Beziehung ist ein System und oft verstärken sich die Muster gegenseitig. Das heisst, du darfst auch bei dir hinschauen.
Was steckt hinter dem Begriff „narzisstisch“?
«Narzisstisch» ist ein Begriff aus der Psychologie. Ein echtes narzisstisches Muster hat mit einem instabilen Selbstwert, mit fehlender Empathie und einem hohen Bedürfnis nach Bewunderung zu tun. Menschen mit stark ausgeprägtem Narzissmus neigen dazu, sich über andere zu stellen, Kritik abzuwehren und den eigenen Selbstwert auf Kosten anderer zu stabilisieren. Und dazu gehört auch, dass sie andere klein machen, um sich selbst grösser zu fühlen. Aber in sozialen Medien wird «narzisstisch» oft für jede Art von egoistischem oder unsensiblen Begriff genutzt.
Und das wird der Tiefe dieses Begriffs nicht gerecht.
Manipulation – bewusst oder unbewusst?
Und manipulativ, das schauen wir uns jetzt noch etwas genauer an. Ein Wort, das sofort etwas in uns bewegt, so ein Gefühl von «ich werde gesteuert, ich werde gelenkt», ja, vielleicht sogar missbraucht. Und ja, auch das kann es geben. Manipulation bedeutet, jemand beeinflusst dich auf eine Weise, die nicht offen und ehrlich ist. Oft, um etwas zu erreichen, ohne die Verantwortung dafür zu übernehmen. Und wichtig zu wissen, finde ich, dass Manipulation bewusst geschehen kann.
Zum Beispiel, wenn dich jemand gezielt unter Druck setzt oder mit Schuld arbeitet, um dich zu etwas zu bewegen. Aber, und das wissen viele nicht oder sind sich das auch nicht bewusst, es gibt auch die unbewusste Manipulation. Und die ist mindestens genauso verbreitet.
Schutzmechanismen erkennen statt verurteilen
Was ich da in meiner Arbeit oft sehe, ist genau das. Menschen, die sich entziehen, weil sie Angst haben, nicht weil sie manipulieren wollen. Die Nähe durch Rückzug regulieren, weil sie keine Worte haben. Oder die ein Thema wechseln, weil sie innerlich gerade wegrutschen.
Und das fühlt sich vielleicht manipulativ an, aber oft ist es einfach, einfach in Anführungszeichen, ein Schutzmechanismus. Da ist keine Absicht dahinter, sondern eine Reaktion auf etwas, das überfordert. Und weisst du was, es gibt da noch eine weitere Ebene, über die kaum jemand spricht.
Die eigenen Prägungen – wo beginnt Manipulation wirklich?
Manchmal sagen wir, er oder sie manipuliert mich und wir meinen das auch so. Aber wenn wir ehrlich sind, kommt der Impuls zur Manipulation gar nicht von gegenüber, sondern aus uns selbst. Ich gebe dir gerne ein Beispiel, vielleicht stellt dein Lieblingsmensch einfach nur eine Frage und du machst dir plötzlich ein schlechtes Gewissen. Du fühlst dich verantwortlich, schuldig, unter Druck.
Aber nicht weil er oder sie das so gemeint hat, sondern weil in dir alte Prägungen anspringen, die genau das auslösen. Also das heisst, nicht alles was sich manipulativ anfühlt, ist auch Manipulation. Und wenn es das ist, dann ist es nicht immer bewusst.
Ein Mensch, der unbewusst manipulativ wirkt, versucht nicht dich zu steuern, sondern er handelt aus einem inneren Impuls heraus, der oft tief verankert ist. Zum Beispiel aus der Angst vor Ablehnung, aus der Angst vor Nähe, übrigens ganz weit verbreitet, aus einem alten Bedürfnis nach Kontrolle, ganz allgemein aus gelerntem Muster aus der Kindheit, wie zum Beispiel, wenn ich schmolle, bekomme ich Zuwendung, oder einfach aus reiner Überforderung. Und wenn wir das erkennen, dann verändert sich etwas. Denn es geht nicht darum, wer Recht hat oder wer Schuld ist, sondern darum, was passiert da gerade zwischen uns.
Beziehung verstehen statt bewerten
Das ist die Beziehungsequenz. Was wird in mir aktiviert? Was will gesehen werden? Und ich sehe in meinen Coachings so viele Menschen, die sich eigentlich nach Verbindung sehnen, aber Strategien nutzen, die trennen, weil sie es einfach nicht anders gelernt haben. Weil niemand ihnen gezeigt hat, wie man bleibt, wenn es gerade eng und schwierig wird. Wie man Verantwortung übernimmt, ohne sich selbst zu verlieren. Und wie man sich zeigt, ohne zu kämpfen und ohne Rückzug.
Und genau deshalb ist es so wichtig, dass wir differenziert hinschauen. Denn wenn wir schwierige Verhalten gleich als toxisch oder narzisstisch abstempeln, dann nehmen wir uns selbst die Möglichkeit zu verstehen. Dann verlieren wir die Chance, unseren eigenen Anteil zu sehen. Und wir verhindern auch, dass unser Lieblingsmensch überhaupt in die Lage kommt, sich zu reflektieren, weil er schon längst in eine Schublade gesteckt wurde.
Sprache als Brücke – oder als Mauer
Und das heisst überhaupt nicht, ich meine damit nicht, dass du alles entschuldigen musst. Es heisst, du darfst aufhören, vorschnell zu urteilen, weil es absolut nicht förderlich ist. Für dich, für deinen Lieblingsmenschen und für eure Beziehung.
Und jetzt, wie gehst du damit um? Wenn du in einer Beziehung bist, die sich schwierig anfühlt, dann frag dich nicht zuerst, ist das toxisch, sondern frag dich, was tut mir weh? Was ist mein innerer Anteil daran? Reagiere ich auf das, was gerade zwischen uns geschieht oder auf etwas Altes in mir?
Und wenn du merkst, dass du solche Begriffe verwendest, vielleicht im Gespräch mit deinem Lieblingsmenschen, mit Freunden, Freundinnen oder auch im inneren Dialog mit dir selbst, dann halte kurz inne und frage dich, will ich gerade verstehen oder will ich schubladisieren oder Recht behalten? Will ich Verbindung oder will ich Abstand? Und es ist alles okay.
Aber sei dir bewusst, die Sprache, die wir wählen, die macht oft einen Unterschied. Sie kann Brücken bauen oder sie kann Mauern errichten. Nicht jede Beziehung, die schmerzt, ist toxisch. Manchmal ist sie ein Spiegel, ein Lernfeld, ein Ort, der dich zurückführt zu dir und deinen Mustern.
Einladung zur Reflexion & Begleitung
Und falls du da tiefer hinschauen möchtest, achtsam, differenziert und ohne Schuldzuweisung, dann begleite ich dich gerne. Buche dir auf meiner Webseite BeatriceWesby.ch ein kostenloses, persönliches Erstgespräch und wir schauen gemeinsam, wo du gerade stehst und wo ich dich unterstützen kann.
Wenn dir diese Episode gefallen hat, dann freue ich mich, wenn du sie weiterempfiehlst.
Und wenn du Fragen oder Anregungen hast, dann findest du mich auf Facebook, auf Instagram, auf LinkedIn, auf YouTube oder über meine Webseite beatricewespi.ch. Ich freue mich, von dir zu lesen und ich danke dir ganz herzlich für deine Zeit. Bis zur nächsten Folge, wenn es wieder heisst, Beziehungsmagie – sicher durch Liebe, Glück und Krise navigieren.