Wenn Recht haben wichtiger wird als Verbindung
Wenn wir in unserer Partnerschaft immer wieder Diskussionen oder Streits haben, wo es darum geht, wer jetzt recht hat, dann sei gewiss, da steckt etwas ganz anderes dahinter. Und genau über das möchte ich heute mit dir in dieser Podcast-Episode sprechen.
Herzlich willkommen bei «Beziehungsmagie – sicher durch Liebe, Glück und Krise navigieren». Mein Name ist Beatrice Wespi, ich bin Beziehungs- und Paarcoach und ich begleite Menschen in Beziehungskrisen, bei Trennungen und bei Neuanfängen. Und ich freue mich riesig, dass du heute hier dabei bist.
Warum ich dieses Thema wieder aufgreife
Das Thema «Recht haben wollen» habe ich schon einmal aufgegriffen, ich glaube, in einem Video, ich habe es schon einmal aufgegriffen in einer Podcast-Episode, das ist schon ein Weilchen her. Und trotzdem bringe ich es wieder, weil es einfach so ein wichtiges, aber auch recht verbreitetes Thema ist.
Ich werde immer wieder in meinen Coachings mit diesem Thema konfrontiert. Und aus diesem Grund möchte ich heute hier nochmals tiefer schauen. Es geht mir darum, oder ich wünsche mir, dass du wirklich in der Tiefe verstehst, was «Recht haben wollen» in einer Beziehung auslöst und was sich dahinter versteckt, weil nur dann können wir dieses Thema angehen und in die Veränderung gehen.
Recht haben führt immer in die Trennung
Und ich starte damit, was macht «Recht haben wollen» in einer Beziehung oder mit einer Beziehung? Wenn wir in einer glücklichen Partnerschaft sein möchten, dann ist eines der wichtigsten Dinge, dass wir immer mit dem Gegenüber in Verbindung gehen oder in Verbindung sind und uns nicht von ihm trennen, im Sinne von auf Distanz gehen.
Und das ist etwas ganz Feines, das man manchmal fast nicht beschreiben kann, aber das man spürt in einer Partnerschaft. Wir merken das und nehmen das oft auch wahr bei anderen Partnerschaften. Sind die beiden verbunden oder sind die eigentlich gar nicht verbunden? Sind die getrennt? Und da meine ich jetzt nicht eine Trennung im Sinne von die Ehe aufgelöst oder so. Und das ist etwas vom Wichtigsten, immer wieder zu schauen, dass diese Verbindung bestehen bleibt oder diese Verbindung rasch wiederhergestellt werden kann.
Und das heisst aber nicht, dass ich immer nachgeben muss oder dass ich zu allem Ja sagen muss. Nein, die Frage ist, wie ich das mache. Ich kann Grenzen setzen, ich kann andere Meinungen vertreten. Ich kann all das machen, indem ich in Verbindung bleibe mit meinem Gegenüber oder ich kann es eben machen, indem ich in Trennung gehe oder so auf Distanz gehe.
Und Recht haben wollen ist etwas oder eine Strategie, die immer in diese Trennung führt, die immer eine Distanz zwischen uns aufbaut. Das verbindet absolut nicht. Im Gegenteil, es löst quasi diese Verbindung. Und das ist auch der Grund, warum Recht haben wollen so ungesund ist für unsere Partnerschaft, weil es uns immer wieder trennt. Und alles, was die Verbindung immer wieder trennt, das sage ich immer, es gibt so kleine Narben oder kleine Risse, die können dann schon auch wieder gefüllt werden, aber es gibt immer wieder kleine Risse. Und wenn natürlich solche Streits immer wieder in die Rechthabenfalle führen, dann gibt es ganz, ganz viele Risse und viele Risse geben irgendwann eine grössere Trennung.
Was steckt hinter dem Bedürfnis, Recht zu haben?
Und aus diesem Grund ist es so, so wichtig, dass ihr, wenn ihr das kennt, es kann sein, dass es eines von euch ist, aber es sind oft auch beide, die dann da reinfallen, dass ihr das anschaut und schaut, was sich dahinter versteckt.
Also ganz wichtig zu wissen, Recht haben wollen führt immer in die Trennung. Und es ist wichtig, wieder auf die Beziehungsebene zu kommen, sodass ihr wieder Verbindung fühlt. Und wenn ihr in diese Rechthabenfalle gefallen seid, was ja gerade zu Beginn, wenn wir in die Veränderung gehen, oft auch immer noch passiert, wir können ja nicht alles sofort verändern. Manchmal braucht es ein Weilchen, wir müssen zuerst reflektieren, wir müssen uns das zuerst bewusst werden, wir merken es manchmal zu spät. Und solange ist es ganz wichtig, dass ihr nachdem, wenn das passiert ist, so rasch als möglich, also sobald ihr das merkt, wir sind da voll reingefallen, dass du oder eines von euch wieder die Verbindung sucht zum Gegenüber, also dass ihr die Verbindung wieder herstellen könnt.
Ein typisches Beispiel: Der Müll ist nicht rausgebracht
Ja, und was jetzt eigentlich noch viel, viel spannender ist und was ich auch gerne mit euch anschauen möchte oder mit dir anschauen möchte, ist, hey, was führt uns eigentlich immer wieder in diese Rechthabenfalle? Was steckt da dahinter?
Nehmen wir das bekannte Beispiel vom Müllraustragen. Carla hätte den Müll raustragen müssen und sie hat es schlicht komplett vergessen heute Morgen. Und am Abend kommt Peter nach Hause und er ist verärgert nach einem anstrengenden Tag und findet, hey, Carla, du hast den Müll nicht rausgetragen und du hast doch versprochen gestern Abend, dass du das heute Morgen erledigen wirst. Und er ist ziemlich sauer und Carla vielleicht auch etwas genervt über sich selbst, kann sein, reagiert dann auch entsprechend, hey, ich habe gestern gar nicht gesagt, dass ich das mache, ich habe gesagt, dass ich schauen werde, dass ich das machen kann und heute Morgen war halt alles viel zu knapp und drum, ich habe es völlig vergessen.
Und dann geht es plötzlich nur noch darum, was Carla jetzt gestern Abend wirklich gesagt hat. Und da geht es ja dann auch nicht mehr um den Müll.
Sicherheit, Wertschätzung und ungelöste Themen
Da entsteht dann eine Diskussion, manchmal ein Schlagabtausch über etwas, das uns erstens nicht weiterbringt, weil wegen dieser Diskussion ist der Müll dann nicht draussen. Und zweitens, das auch zu nichts führt, weil wir im Nachhinein gar nicht mehr eruieren können, was jetzt wirklich genau gesagt wurde.
Und ihr kennt ja vielleicht auch das Vierohrenprinzip. Was ich sage, ist nicht unbedingt das, was ich meine und was der andere hört, ist nicht unbedingt das, was er versteht. Also wir haben auch hier ganz viele Möglichkeiten, dass das, was gemeint war, ganz anders verstanden wurde. Und darum ist es ja so schwierig, solche Diskussionen zu führen, weil wir haben ja niemanden, der das gerade eins zu eins gehört hat und es bringt und führt einfach zu nichts.
Und da hinten dran, da stecken eben in der Regel andere Themen. Da ist ein grosses Thema die Sicherheit in der Beziehung. So im Sinne von, ich fühle mich nicht sicher in der Beziehung. Ich fühle mich vielleicht nicht gehört in der Beziehung. Ich fühle mich vielleicht nicht wertgeschätzt in der Beziehung. Ich fühle mich nicht mehr so wertvoll in der Beziehung. Ich fühle mich vielleicht sogar nicht geliebt in der Beziehung. All das können Themen sein, die da hinten dran sich verstecken.
Recht haben als Schutzmechanismus des Egos
Und unser Unterbewusstsein, weil das machen wir ja nicht bewusst, dieses Recht haben wollen, das kommt aus unserem Ego, das kommt aus unserem Unterbewusstsein, das will vermeiden, das baut hier eine Schutzstrategie auf, weil das will vermeiden, dass wir schlecht sind, respektive, dass wir uns schlecht oder noch schlechter fühlen. Und wenn wir in einer Beziehung uns eh schon nicht so toll fühlen, weil wir eben das Gefühl haben, nicht gesehen zu werden, nicht geliebt zu werden, nicht wertschätzend behandelt zu werden oder was auch immer es noch gibt, dann ist natürlich unser Unterbewusstsein extrem alert und alles, was nur in diese Richtung zeigen könnte, auf das springt es an.
Und Recht haben wollen, wird da plötzlich zum existenziellen Thema, weil wenn ich hier nicht Recht habe, auch wenn es nur um den Kirchsack geht, das ist dann völlig vergessen. Das beachtet das Unterbewusstsein gar nicht. Aber wenn ich da nicht Recht habe, dann werde ich als ganzer Mensch infrage gestellt. Drum wird das so essentiell. Und das ist auch die Erklärung dafür, warum sich Leute regelrecht und nicht ganz wenige, regelrecht darin verbeissen.
Bedürfnisklärung statt Eskalation
Und es gibt so viele Paare, die diese Dynamik kennen. Und es ist so wichtig zu verstehen, hey, da ist etwas anderes hintendran. Und wenn wir da einen Schritt zurückgehen bei solchen Diskussionen, hey, um was geht es eigentlich? Was ist mein Bedürfnis? Was ist dein Bedürfnis? Und auf dieser Ebene zusammen mal sprechen oder diskutieren könnt, dann kann da so viel Heilung passieren, dass diese Rechthabenfalle gar nicht mehr zum Zug kommt.
Also da geht es darum, einerseits mal für mich hinzuschauen, hey, warum will ich da Recht haben? Um was geht es mir hier wirklich? Und nein, dann müssen wir ganz ehrlich sein, da geht es nie um den Kirchsack, können wir schon mal sagen. Da geht es meistens auch nicht um, was er oder sie jetzt gesagt hat.
Alte Muster und Kontrolle erkennen
Da geht es um Themen wie Sicherheit, ich kann mich nicht auf dich verlassen. Da geht es aber auch um Themen Kontrolle. Also Kontrolle und Verlässlichkeit ist ja sehr eng auch zusammen. Brauche ich immer die Kontrolle über alles oder muss ich die Kontrolle haben? Ist auch ein Riesenthema dahinter.
Also es geht darum, wenn du immer wieder in diese Falle tickst, mal zu schauen, was steckt eigentlich dahinter? Und was ist da mein Bedürfnis? Und dort auch zu schauen, was hat es mit meinem Partner zu tun? Respektiv, was sind auch Themen, die ich noch von meiner Vergangenheit mitbringe?
Schritt für Schritt in die Veränderung
Und wenn ich merke, nein, das sind Themen, die habe ich für mich geheilt, gelöst, dann geht es darum, das mit dem Partner zu besprechen und zu schauen, dass ihr gemeinsam da eine Lösung findet, wie ihr diese Bedürfnisse, die hinter dem Recht haben wollen, gemeinsam angehen könnt.
Und wie macht ihr das ganz konkret? Wenn du schon mehrere Episoden von mir gehört hast, dann weisst du, es geht immer um Bewusstsein. Also in einem ersten Schritt geht es mal darum, zu reflektieren, hey, wann passiert mir das oder wann passiert uns das, dass wir in diese Rechthabenfalle fallen?
Dann geht es darum, mal zu schauen, hey, warum passiert mir das? Was steckt hier dahinter? Was ist mein Wunsch, der dahinter steckt? Warum ist es gerade so schlimm für mich, wenn er oder sie das nicht gemacht hat?
Und dann in einem dritten Schritt auch zu schauen, hey, mit was könnte das zusammenhängen? Was ist es ein Thema von mir? Oder woher kommt das?
Neue Wege der Kommunikation
Und dann geht es auch darum, zu schauen, hey, wie möchte ich in Zukunft mit solchen Dingen umgehen? Und dann wirklich immer, je länger sie mir Bewusstsein drauflegen in solche Situationen, sodass ich in kurzer Zeit oder in ein paar Wochen merke, hey, jetzt fangen wir da gerade rein.
Dass ich das vielleicht im Moment gerade merke und Stopp reissen kann. Und mich dann da wirklich rausnehmen kann, wenn ich es merke, wenn wir gerade reinfallen, zum Beispiel zu sagen, hey, ich merke, wir fallen da gerade wieder in unsere Rechthabenfalle. Oder für dich auch einfach zu sagen, hey, ich merke gerade, du hast diese Wahrnehmung, ich habe eine andere Wahrnehmung und es ist okay so. Lass uns jetzt schauen, wie wir das mit dem Kirchsack jetzt machen oder wie wir das in Zukunft machen können, dass das so nicht mehr passiert.
Einladung zum Mini-Training
Genau. Also es geht wie immer um die Schritte, sich bewusst werden, was gerade passiert. Je nachdem, welcher Typ du bist, auch zu analysieren, woher das kommt. Auch zu schauen, hey, ist das mein Thema? Inwiefern hat es überhaupt mit dem Partner zu tun? Zu schauen, was möchte ich stattdessen? Wie möchte ich stattdessen mich verhalten? Wer möchte ich sein in diesen Situationen? Und dann in die Veränderung zu gehen.
Und ja, natürlich hilft da auch das Gespräch mit deinem Partner oder deiner Partnerin. Wenn dich das Thema Kommunikation in der Beziehung interessiert und im Besonderen, wie du in Verbindung kommunizieren kannst, ohne auf Distanz zu gehen, dann hol dir gerne mein Mini-Training von Missverständnissen zu echter Verbindung.
Denn da spreche ich darüber, wie du dein Gegenüber wirklich erreichst, auch wenn es schwierig wird und wie du in herausfordernden Momenten in Verbindung bleibst. Das Mini-Training besteht aus einem kurzen Video, wo ich das Ganze erkläre, einer kleinen Audio-Übung, die du immer und immer wieder für dich machen kannst, die nicht nur für solche Situationen, sondern auch für ganz viele andere Situationen extrem hilfreich ist, weil sie dich aus dem Ego zurück zu dir führt und einem kleinen Workbook.
Du findest diesen Mini-Kurs bei mir auf der Webseite und ich verlinke dir den gerne unten in den Show Notes respektive auf YouTube bei der Description. Wenn dir diese Episode gefallen hat, dann freue ich mich, wenn du sie mit Freunden teilst, für die das auch spannend sein könnte. Und ich freue mich sehr, wenn du bei der nächsten Episode wieder mit dabei bist. Ich danke dir herzlich, dass du deine Zeit mit mir geteilt hast.