Wie oft lenkt Angst deine Beziehung?
In wie vielen Momenten in deiner Partnerschaft lässt du dich von Angst führen, ohne es zu merken? Vielleicht dann, wenn du schweigst, obwohl du spürst, dass du etwas sagen möchtest. Oder wenn du dich anpasst, obwohl es sich innerlich eng oder ungut anfühlt.
Ich bin Beatrice Vespi von Beziehungsmagie, dem Podcast, der dich sicher durch Liebe, Glück und Krise navigiert. Als Beziehungs- und Paarcoach zeige ich dir heute, wie du deine Angst überwindest und wirklich zu dir stehst.
Ein neuer Rhythmus für mehr Tiefe
Heute feiern wir übrigens die 70. Folge von Beziehungsmagie. Und ich möchte dir von Herzen Danke sagen, dass du hier bist, dass du deine Zeit mit mir teilst, dass du zuhörst, dass du mitgehst, dass du reflektierst und dass du Inputs umsetzt und in deine Beziehung einbringst. Denn genau so können wir Beziehungsmagie in die Welt tragen.
Mit dieser 70. Episode beginnt für mich eine neue Ära, ein neuer Rhythmus. Ab jetzt erscheint dieser Podcast alle zwei Wochen. Ich möchte dir Zeit geben, dass du das, was du hier hörst, wirklich tief nehmen kannst, dass du Dinge umsetzen kannst. Und ich selbst möchte tiefer gehen, klarer sprechen und gleichzeitig auch Raum schaffen für meinen neuen YouTube-Kanal.
Beziehungsmagie geschieht nicht im Tempo, sie entsteht, wenn wir langsamer werden, wenn wir tiefer spüren, wenn wir klarer werden und mehr wir selbst sind. Um dieses Thema geht es ja auch im heutigen Podcast.
Die Angst, nicht richtig zu sein
Tauchen wir gemeinsam ein in die Frage, wie Angst dich in deiner Beziehung lenkt, ohne dass du es merkst. Und um welche Angst geht es da? Ich meine hier jetzt nicht die grosse Verlustangst.
In dieser Episode geht es um die kleinen, feinen Ängste, die sich immer und immer wieder zeigen. Da ist die Angst, nicht richtig zu sein. Du zeigst dich nur in der für deinen Lieblingsmenschen passenden Version. Du zeigst Verständnis, obwohl du gar keines hast. Du hältst die echten Emotionen zurück. Du verharmlost Dinge, weil du Angst hast, wenn du das klar aussprichst, könnte das Gegenüber verletzt sein.
Die Angst, zu viel zu sein
Das kann so weit gehen, dass wir uns auch äusserlich anpassen, weil wir das Gefühl haben, wir sind nicht richtig, weil unser Gegenüber die Frisur, die Hose, was auch immer nicht für passend erachtet, da gibt es ganz viele kleine Dinge.
Oder auch die Angst, den anderen zu verletzen. Du schweigst. Du redest um einen Punkt herum. Du willst nicht klar sein, einfach weil du Angst hast, das Gegenüber zu verletzen.
Oder kommt auch z.B. die Angst, zu viel zu sein. Du bist mega begeistert und ein sehr emotionaler Mensch und traust dich aber nicht, diese Begeisterung mit deinem ganzen Körper auszudrücken. Du hältst dich zurück, weil du Angst hast, das könnte deinem Lieblingsmenschen dann zu peinlich sein.
Oder du formulierst deine Bedürfnisse nicht klar. Du schwächst sie immer etwas ab, weil du das Gefühl hast, wenn ich klar sage, wie ich es gerne hätte, dann wird es zu viel, dann bin ich zu viel.
Schutzmechanismen statt echter Begegnung
Oder was oft auch gemacht wird, wir entschuldigen uns, bevor wir uns zeigen. Das ist jetzt etwas peinlich, aber…
Und dann gibt es da auch die Angst, die Kontrolle und Sicherheit zu verlieren. Du sprichst Dinge nicht an, die vielleicht Veränderung bringen könnten. Oder du willst Harmonie, du gehst immer auf Harmonie, schon bevor es überhaupt eine kleine Unstimmigkeit gibt. Du willst immer wissen, was passiert ist, was das Gegenüber macht, um dich sicher zu fühlen.
Und da gibt es sicher noch tausend weitere Beispiele, aber ich hoffe, mit all diesen Beispielen verstehst du etwas, um welche Ängste es hier geht.
Wenn Mauern die Verbindung verhindern
Es sind wirklich nicht die grossen Ängste, es sind kleinere Ängste, die aber immer und immer wieder dazu führen, dass du dich nicht wirklich zeigst. Und das führt dann oft dazu, dass du Dinge nicht mehr aus Freude machst, oder du tust sie gar nicht, um eine Reaktion deines Lieblingsmenschen zu vermeiden.
Du sprichst etwas gar nicht an, weil du genau weisst, was dann für einen Satz von deinem Lieblingsmenschen kommt. Und was hier passiert, wir sind ja alles Menschen mit unseren Schutzmechanismen.
Und auch das ist ein Schutzmechanismus von dir. Da begegnen sich dann zwei Menschen, aber mit ihren Schutzmechanismen. Das heisst eigentlich, die zwei Schutzmechanismen begegnen sich und nicht zwei echte Menschen.
Ohne Angst wäre ich…
Vielleicht kannst du dir das bildlich vorstellen, wenn ich von Schutzmechanismus spreche, dann stelle ich mir immer vor, ich habe mir eine Wand aufgebaut, eine Mauer vor mir aufgebaut. Eben diese Angst. Und ich spreche durch diese Mauer zu meinem Lieblingsmenschen. Und wenn wir beide solche Mauern vor uns haben, dann sprechen wir durch zwei Mauern hindurch und du kannst dir vorstellen, dass so eine echte tiefe Verbindung schlichtweg nicht möglich ist.
Und dadurch entsteht dann Spannung. Es wird zwar vielleicht keiner laut, aber wir merken dann, irgendetwas stimmt hier nicht mehr.
Ja, kein Wunder, wenn du dir schon nur das Bild mal vor deine Augen nimmst, da sind zwei Menschen mit diesen ungeheuer dicken Wänden, die durch diese Wände miteinander sprechen. Dann kann keine echte Verbindung stattfinden.
Und so fühlt sich die Beziehung schwer an, weil du das Gegenüber, nehmen wir wieder das Bild, gar nicht richtig erreichen kannst und er oder sie dich natürlich auch nicht. Und da kann gar keine tiefe Verbindung sich aufbauen mit diesen beiden Mauern dazwischen.
Wer wärst du ohne Angst?
Und sie fühlt sich aber auch schwer an, weil du dich selbstständig verleugnest, weil du dich immer selbst wieder ein Stück weit verarschst und dich nicht so verhältst, wie du eigentlich bist, dich nicht so zeigst, wie du eigentlich bist.
Und das fühlt sich irgendwann sehr ungut an für uns. Wir fühlen uns dann plötzlich so, wie wir neben uns stehen würden. Einige fühlen sich leer und auf die Dauer, das funktioniert einfach nicht.
Und weil das ja oft sehr unbewusst passiert, möchte ich dir heute einen Satz mitgeben, der das aufdecken kann. Und versuch mal, diesen Satz zu nehmen und diesen Satz wirken zu lassen.
Der Satz heisst:
Ohne Angst wäre ich…
Ohne Angst würde ich…
Beispiele, um deinen Satz zu finden
Ohne Angst würde ich klarer kommunizieren.
Ohne Angst wäre ich weicher, nicht so hart.
Vielleicht sogar: Ohne Angst würde ich endlich gehen.
Oder: Ohne Angst würde ich mich echt zeigen, wie ich bin.
Vielleicht auch: Ohne Angst könnte ich meinem Gegenüber echt begegnen – und er oder sie mir auch.
Und die Liebe könnte wieder aufblühen.
Und jetzt bist du an der Reihe. Ergänze diesen Satz fünf bis zehn Mal. Und du kannst auch die nächsten Tage noch daran arbeiten und schauen, was alles hochkommt. Denn wie du weisst, Veränderung beginnt immer mit der Erkenntnis.
Wenn du schweigst, obwohl du Nähe brauchst
Und an dieser Stelle möchte ich dir nochmals ein Beispiel mitgeben, damit du noch besser spürst, um was es genau geht und vor allem, was es mit dir und deinem Gegenüber macht.
Stell dir vor, du kommst abends nach Hause. Du hattest einen vollen Tag. Du fühlst dich leer, müde, vielleicht etwas genervt, vielleicht auch etwas traurig. Das sind Emotionen.
Und dein Partner oder deine Partnerin, die merkt, dass mit dir etwas ist und fragt: Geht es dir gut? Und dann sagst du: Ja, ja, alles gut. Innerlich aber denkst du: Ich möchte einfach mal gehalten werden, einfach in den Arm genommen werden, ohne dass ich gerade stark sein muss.
Wenn Angst Nähe verhindert
Doch du sagst es nicht, weil du Angst hast, dass das jetzt deinem Lieblingsmenschen zu viel ist. Oder du weisst nicht, wie er oder sie reagieren würde. Und genau da geht diese Schutzmauer hoch.
Du sagst zwar „alles gut“, aber dein Ton, der ist kühl, deine Körpersprache distanziert. Und ja, in der Regel fühlt das die andere Person genau. Irgendetwas stimmt da nicht.
Aber auch sie hat ja ihre Schutzmauern und sie will dann vielleicht nichts sagen. Und die Person, die fühlt sich dann unsicher und zieht sich auch zurück. Vielleicht geht sie aus dem Zimmer, vielleicht macht sie einen Vorwurf – wie auch immer.
Der Moment, in dem Verbindung möglich gewesen wäre
Dabei wäre da ein Moment gewesen, wo echte Verbindung möglich gewesen wäre. Nämlich da, wo dich dein Lieblingsmensch gefragt hat, wie es dir geht. Aber die Angst, die hat dort die Tür zugemacht.
Und weil du dich nicht offen gezeigt hast in dem Moment, kannst du auch nicht empfangen, was der andere dir vielleicht sogar geben wollte – nämlich Nähe, Verständnis, vielleicht auch einfach einen liebevollen Blick.
Wer bist du mit deiner Angst?
Also du merkst, es beginnt immer dort, wo jemand den Raum öffnet – eben mit einer fast schon banalen Frage wie „Wie geht es dir?“ – und wir die Tür sofort verschliessen, indem die Schutzmauer hochfährt und wir nicht ehrlich sind.
Und mit dem verlierst du eben nicht nur dein Gegenüber, sondern du verlierst dich selbst. Und das ist das, was der eigentliche Schmerz ist.
Und jetzt fragst du dich bestimmt: Ja, und was mache ich jetzt mit dieser Angst?
Du bist nicht deine Angst – aber du kannst mit ihr wachsen
Ich weiss jetzt, welche Ängste ich habe und ich weiss, was es mit mir und mit unserer Beziehung macht. Aber was mache ich jetzt daraus?
Und ja, Angst ist ein Gefühl, eine Emotion. Ich brauche diese beiden Begriffe als Synonyme. Und Gefühle, die zeigen sich ja einfach. Die kommen, die können wir auch nicht auf die Seite schieben.
Was aber ganz wichtig zu verstehen ist, ist, dass wir nicht unsere Gefühle sind, sondern dass wir immer – und mit „immer“ meine ich wirklich immer – die Möglichkeit haben, zu entscheiden, was wir daraus machen oder wer wir damit sind.
Du hast die Wahl, wie du reagierst
Also das heisst, die Angst, die wird sich zeigen, und die wird sich vermutlich immer mal wieder zeigen. Was gewiss ist: Wenn wir Dinge heilen, zeigt sie sich mit der Zeit weniger.
Aber im Moment wird sie sich zeigen – und da geht es darum, die Angst zu erkennen, im Sinne von: „Oh spannend, da bist du wieder.“
Und dann sich die Frage zu stellen: „Und wer bin ich jetzt damit?“
Deine Entscheidung verändert die Beziehung
Also konkret auf das vorherige Beispiel: Wenn er oder sie fragt: Wie geht es dir? Und du merkst, oh, ich möchte wieder einfach mal antworten: „Ja, schon okay, alles gut“ – da zu erkennen: „Halt, das stimmt gar nicht. Ich mache das nur aus meiner Angst heraus.“
Um dann die Frage zu stellen: „Und wer bin ich jetzt damit?“
Und dann zu sagen: „Ich bin die, die über diese Angst hinausgeht und meinem Lieblingsmenschen klar erzählt, wie es mir gerade geht.“
Es geht nicht darum, die Angst weghaben zu wollen – es geht darum, zu lernen, wie wir mit ihr umgehen.
Kleine Schritte über die Angst hinaus
Und vielleicht ist es auch hilfreich für dich zu verstehen, dass es dein Nervensystem ist, das dich hier schützt, und dieses Nervensystem – das darf neu lernen.
Irgendwann in deinem Leben gab es eine Situation oder auch mehrere Situationen, wo dein Nervensystem gelernt hat: „Hey, in diesen Momenten muss ich die Schutzmauer hochziehen.“
Das kann in der Kindheit geschehen sein, in vorherigen Beziehungen, in der Schule, wo auch immer. Für mich ist aber unwesentlich, woher das kommt, sondern die Frage ist wirklich, sie zu erkennen – und was wir damit machen.
Und ganz konkret heisst das jetzt: die Angst erkennen – und dann kleine Schritte raus aus der Komfortzone.
Zum Beispiel: Wenn du es im Moment selbst gerade noch nicht gemerkt hast, später oder auch am nächsten Tag zu deinem Lieblingsmenschen zu gehen und ihm oder ihr das zu erzählen. „Hey, ich war gestern nicht ganz ehrlich. Und weisst du was, ich übe gerade, mich mehr zu zeigen.“
Beziehungsmagie beginnt bei dir
Also es geht nicht darum, jetzt alles perfekt zu machen, sondern es geht darum, dich darin zu erfahren – und idealerweise deinen Lieblingsmenschen mitzunehmen auf deinen Erfahrungsweg.
Ja, jetzt danke ich dir, dass du heute dabei warst. Ich danke dir für den Mut, den du hast, um dieses Thema anzugehen, weil wie du vielleicht gespürt hast: Je ehrlicher du mit dir selbst wirst, desto mehr kann sich auch die Beziehung öffnen und in die Tiefe gehen.
Und es ist das, was wir schlussendlich wollen. Wir möchten mit unserem Partner oder unserer Partnerin in einer tiefen Verbindung sein. Und da geht es nie um Perfektionismus, sondern es geht immer um Echtheit.
Und denk daran: Beziehungsmagie beginnt bei dir – und im Konkreten bei deiner Entscheidung, dich nicht mehr von deiner Angst führen zu lassen.
Schön, dass du heute dabei warst. Und wenn du Fragen oder Anregungen hast, dann melde dich gerne bei mir mit einer E-Mail an beatrice@beatricewespi.ch oder über meine sozialen Medien. Ich bin auf Facebook, Instagram, LinkedIn und auch auf YouTube vertreten.
Und ich freue mich auch immer, von dir zu lesen, welches Thema dich noch interessiert, damit ich das in meinen künftigen Podcast-Folgen aufnehmen kann.