Transkript

Das ist «Beziehungsmagie – sicher durch Liebe, Glück und Krise navigieren». Ich bin Beatrice Wespi, Beziehungs- und Business-Coach, und es freut mich sehr, dass du heute meinem Podcast lauschst. Schön, dass du wieder dabei bist.

In den letzten beiden Episoden haben wir über Vermeidung gesprochen – darüber, wie sich Rückzug und das Meiden von Konflikten auf eine Beziehung auswirken können. Heute möchte ich eine weitere Facette hinzufügen, die uns oft genauso herausfordert, insbesondere auch in Beziehungen wo Vermeidung ein Thema ist: Aufschieben oder Prokrastination. Es mag zunächst anders erscheinen als Vermeidung, aber wenn wir genauer hinsehen, haben beide Verhaltensweisen vieles gemeinsam.

Aufschieben ist eine Strategie, die viele Menschen nutzen, wenn sie mit unangenehmen Aufgaben konfrontiert sind oder unter Druck stehen. Während Vermeidung zu emotionaler Distanz führt, kann Prokrastination im Alltag schnell zur Belastung werden – sowohl für die Person, die aufschiebt, als auch für ihre Partnerin oder ihren Partner. Wir alle kennen diese Momente, in denen Dinge einfach liegenbleiben: sei es eine dringende Aufgabe, ein wichtiger Anruf oder das Klären organisatorischer Themen.

In meinen Coachings begegne ich häufig der Kombination, dass neben der aufschiebenden Person oft eine Partnerin oder ein Partner steht, die oder der einen hohen Anspruch an Perfektionismus hat – oder extrem verlässlich ist. Es ist, als würden diese beiden Verhaltensmuster sich gegenseitig anziehen und gleichzeitig verstärken. Solche Personen verspüren oft das Bedürfnis, alles kontrolliert und gewissenhaft zu erledigen, und neigen dazu, Aufgaben frühzeitig zu erfüllen, selbst wenn die Frist noch in weiter Ferne liegt. Für sie ist es wichtig, Dinge geordnet und erledigt zu wissen, was schnell zu Frustration führen kann, wenn der aufschiebende Partner diese Energie nicht teilt. Der Aufschiebende wiederum fühlt sich oft durch diesen Anspruch unter Druck gesetzt und zieht sich zurück – was dann oft in einem Teufelskreis endet.

Und diese Kombination ist kein Zufall. Beide Partner spiegeln sich gegenseitig: Die Person mit dem Perfektionismus oder dem hohen Verlässlichkeitssinn sieht in der aufschiebenden Person vielleicht Aspekte wie Gelassenheit oder die Fähigkeit, Dinge ruhen zu lassen – Qualitäten, die ihr selbst schwerfallen. Umgekehrt zeigen die Perfektionismus- und Verlässlichkeitsspiegel dem Aufschiebenden ein Bild der Zielstrebigkeit und Struktur, das dazu inspirieren könnte, mehr in die Tun-Energie zu kommen, was jedoch eine Herausforderung ist. Wenn wir diese Spiegel als Chance sehen, können beide Partner daran wachsen, sich zu entwickeln und eine Balance zwischen Tun und Sein zu finden.

Vielleicht erinnerst du dich an unsere Episoden zur Tun- und Sein-Energie. In einer Beziehung können diese beiden Energien – das aktive Tun und das ruhende Sein – manchmal in ein Ungleichgewicht geraten. Dann nämlich, wenn aus dem aktiven Tun ein Hustlen wird und aus dem ruhenden Sein ein passives Sein. Prokrastination tritt häufig auf, wenn jemand stark in der passiven Sein-Energie verweilt und es schwerfällt, in die aktive, handlungsorientierte Tun-Energie zu wechseln. Wenn du mehr über Tun- und Sein-Energie erfahren möchtest, lade ich dich ein, die entsprechenden Episoden noch einmal anzuhören. Sie können dir helfen, dieses Konzept noch tiefer zu verstehen und in eurem Alltag anzuwenden. Gerade wenn es darum geht, Herausforderungen wie Vermeidung und Prokrastination anzugehen, kann das Wissen über diese beiden Energien sehr hilfreich sein.

Kommen wir zurück auf die Person, die zum Aufschieben neigt. Für sie kann es hilfreich sein, sich kleine, konkrete Schritte vorzunehmen, die zur Handlung führen, ohne dass es überfordernd wirkt. Vielleicht ist es einfach nur der erste Schritt, die Unterlagen für die Steuererklärung bereitzulegen oder einen klaren Termin für den Beginn zu setzen. Ein weiterer Ansatz könnte sein, ein Routinegespräch oder eine «Orgasitzung» mit der Partnerin oder dem Partner zu vereinbaren, in der beide gemeinsam über organisatorische Themen sprechen, ohne dass eine*r die Verantwortung allein übernimmt. Das kann wöchentlich oder monatlich geschehen und in entspannter Atmosphäre stattfinden, sodass Aufgaben frühzeitig und ohne Stress besprochen werden können.

Und falls du der Partner oder die Partnerin einer aufschiebenden Person bist: Statt die Aufgaben selbst zu übernehmen, kann es hilfreich sein, die Verantwortung bewusst bei deinem Lieblingsmenschen zu belassen und gemeinsam kleine Schritte zu entwickeln. Ein behutsames Ansprechen ohne Druck, wie «Ich merke, dass das Thema Steuererklärung immer wieder aufgeschoben wird, und es belastet mich, wenn es liegenbleibt. Wie könnte ich dich dabei unterstützen, den ersten Schritt zu machen?», kann oft sehr viel bewirken. Und so wichtig das Verständnis für deinen Partner oder deine Partnerin ist, genauso wichtig ist es, deine eigenen Bedürfnisse zu benennen und zu zeigen, wo deine Grenzen liegen. Geduld bedeutet nicht, dass du dich selbst aufgeben sollst. Es ist vollkommen legitim, klar zu sagen: «Für mich ist es wichtig, dass wir diese Aufgabe gemeinsam angehen und du dich daran beteiligst.»

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass auch Prokrastination in einer Beziehung ein wichtiges Thema sein kann – oft ein Spiegel für einen oder sogar beide Partner, das euch die Möglichkeit bietet, gemeinsam daran zu arbeiten. Dabei ist es entscheidend, die eigenen Grenzen zu kennen und klar zu setzen. Was allerdings wenig hilfreich ist, ist Druck auszuüben. Genau wie bei einer vermeidenden Person reagiert auch jemand, der stark zur Prokrastination neigt, meist mit noch mehr Rückzug und Vermeidung, was eure Beziehung nach und nach belasten kann.

Ich hoffe, dass dir diese Impulse helfen, wenn Prokrastination ein Thema in deiner Beziehung ist. Falls dir die Folge gefallen hat, freue ich mich über ein Like oder einen Kommentar – und wenn du magst, schau gern auch auf meinem YouTube-Kanal «Beatrice Wespi – Beziehungsmagie»vorbei. Dein Feedback hilft mir sehr, noch mehr Menschen zu erreichen. Vielen Dank, und bis zur nächsten Episode!

Falls du Fragen oder Anregungen hast, freue ich mich, von dir zu hören – du findest mich auf Facebook, LinkedIn, Youtube, Instagram und natürlich auf Youtube oder über meine Website beatricewespi.ch. Vielen Dank fürs Zuhören, und bis zur nächsten Episode!

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