Transkript
Hallo und herzlich willkommen bei Beziehungsmagie, sicher durch Liebe, Glück und Krise navigieren.
Ich bin Beatrice Wespi, Beziehungs- und Businesscoach und ich freue mich riesig, dass du gerade meinem Podcast lauschst.
Hast du schon mal das Gefühl gehabt, du kennst deinen Partner oder deine Partnerin in- und auswendig? Du weisst genau, wie er tickt, wie sie reagiert und was als Nächstes kommt. Und vielleicht gibt es auch Momente, in denen du spürst: Da steckt noch so viel mehr in ihm oder in ihr. Oder vielleicht ist dir dieser Gedanke fremd, und du merkst gerade, dass du schon lange nicht mehr wirklich hingesehen hast. Und genau das passiert in Beziehungen viel mehr, als wir auf den ersten Blick wahrnehmen.
Genau hier liegt der Kern der Wahrnehmungskunst in Beziehungen. Es geht darum, den anderen nicht einfach zu „kennen“, sondern ihm oder ihr den Raum zu geben, sich ständig weiterzuentwickeln. Es geht darum, offen zu bleiben, neugierig zu sein und vor allem, dem Gegenüber Raum für Wachstum zuzugestehen. Wie oft sagen wir Sätze wie „Ich weiss ja, wie du bist“ oder „Das war schon immer so“? Mit diesen Worten stecken wir den anderen in eine Schublade und nehmen ihm die Möglichkeit, sich zu verändern.
In dieser Episode zeige ich dir, wie du mit bewusster Wahrnehmung tiefer und wahrhaftiger mit deinem Lieblingsmenschen in Kontakt treten kannst. Es ist eine Einladung, deine Partnerin oder deinen Partner immer wieder neu zu entdecken.
Stell dir vor, jeder Tag in deiner Beziehung wäre eine neue Entdeckungsreise. Eine Reise, auf der du deinen Lieblingsmenschen jeden Tag aus einer neuen Perspektive betrachtest. Ohne Vorurteile. Ohne alte Geschichten, die wie ein Schleier über dem Heute liegen. Wenn wir unseren Partner oder unsere Partnerin wirklich sehen wollen, dann dürfen wir sie nicht in die Schublade der Vergangenheit stecken. Wir müssen offen bleiben für das, was im Hier und Jetzt geschieht.
Wie oft sagen wir: „Ich kenne dich doch!“ – und verschliessen damit die Tür für das, was der andere tatsächlich erlebt. Wahrnehmung in Beziehungen bedeutet, diese Tür bewusst offen zu halten. Immer wieder. Jeden Tag. Und zu fragen: „Wer bist du heute? Was bewegt dich gerade?“
Oft kommt uns auch unser Rucksack, unsere «Last» die wir tragen in die Quere.
Jeder von uns trägt seinen Rucksack. Du, ich, wir alle. In ihm stecken all unsere Erfahrungen, Prägungen, Codierungen und Verletzungen. Diese unsichtbare Last beeinflusst, wie wir die Welt sehen und wie wir miteinander umgehen. In Beziehungen passiert es oft, dass wir durch diesen Rucksack auf unseren Partner blicken – und nicht auf den Menschen, der uns wirklich gegenübersteht.
Ein Beispiel: Vielleicht trägst du das Gefühl der Ablehnung mit dir, weil du in der Vergangenheit oft übersehen wurdest. Dein Rucksack ist gefüllt mit Momenten, in denen du nicht gehört oder nicht wertgeschätzt wurdest. Dann kommt dein Lieblingsmensch nach Hause und sagt: „Ich habe heute keine Energie, über das zu reden.“ Sofort springt dein Rucksack auf, und du fühlst dich abgelehnt. Aber ist das wirklich so? Oder reagierst du auf die alten Geschichten in deinem Rucksack?
Es erfordert immer wieder Mut, den eigenen Rucksack abzulegen, den Inhalt zu betrachten und präsent zu sein. Doch genau das lässt sich trainieren – und es ist für dich und all deine Beziehungen extrem wertvoll. Wenn du tiefer in das Thema Triggerpunkte und deren Auswirkung auf deine Beziehung eintauchen möchtest, dann hör gerne in meine Podcast-Episoden über Triggerpunkte (Episode 003) rein. Dort erkläre ich detailliert, wie du deine Trigger erkennen und damit umgehen kannst.
Indem wir unsere eigenen Trigger und den Inhalt unseres Rucksacks erkennen, lernen wir, Verantwortung für unsere Reaktionen zu übernehmen. Doch wahre Veränderung in Beziehungen geschieht nicht nur durch das Erkennen unserer eigenen Muster – sie erfordert auch, dem anderen Raum für Veränderung zu geben. Hier kommt die Empathie ins Spiel. Echte Empathie bedeutet nicht nur, die Gefühle des anderen nachzuvollziehen, sondern auch, ihm Raum für Veränderung und Entfaltung zu geben. Was wäre, wenn wir Sätze wie „Du warst schon immer so“ loslassen könnten? Was wäre, wenn wir unserem Lieblingsmenschen den Raum geben, sich zu entfalten und zu wachsen?
Schliess für einen Moment die Augen und denke an deinen Partner oder deine Partnerin. Stell dir vor, du würdest ihn oder sie heute aus ganz neuen Augen sehen – ohne Vorurteile, ohne die Geschichten von gestern. Vielleicht hat sich etwas verändert, das du bisher übersehen hast, einfach weil du dachtest, du kennst ihn oder sie schon in- und auswendig. Bleib offen und neugierig, denn glaub mir, dein Lieblingsmensch hat so viel mehr zu bieten, als das, was du gerade siehst.
Doch oft hindern uns unsere Annahmen daran, den anderen wirklich zu sehen. Missverständnisse entstehen genau dann, wenn wir glauben, bereits zu wissen, was der andere sagen oder tun wird, noch bevor er den Mund öffnet. Stell dir vor, dein Partner erzählt von einem stressigen Tag, und bevor er oder sie fertig ist, unterbrichst du mit: „Ja, das ist bei dir ja immer so.“ In diesem Moment verschliesst du die Tür. Du hörst auf, wirklich zuzuhören – und damit endet das Gespräch, bevor es richtig begonnen hat
Typische Beispiele für solche Missverständnisse sind:
- Du unterbrichst oder redest deinem Partner ins Wort, weil du glaubst, schon zu wissen, was er oder sie sagen will – Zum Beispiel, wenn dein Partner von einem stressigen Tag erzählt, und du direkt mit „Ja, das ist bei dir ja immer so“ reagierst. In diesem Moment verschliesst du die Tür, weil du dem anderen nicht die Gelegenheit gibst, sich vollständig auszudrücken.
- Du beendest seine oder ihre Sätze – Vielleicht glaubst du, das Gespräch dadurch zu beschleunigen, aber oft nimmst du deinem Partner damit die Möglichkeit, seine Gedanken wirklich zu formulieren.
- Du denkst, du kennst die Antwort bereits – Wenn dein Partner dir etwas erklären möchte, und du sagst: „Ich weiss schon, was du sagen willst.“ Auch das blockiert den echten Austausch und verschliesst die Tür für tieferes Verständnis.
Vielleicht erkennst du dich in einem oder mehreren dieser Beispiele wieder.
Was wäre, wenn du stattdessen innehalten würdest? Den anderen wirklich ausreden lässt und auch kleine Pausen zulässt, damit er oder sie die Gedanken sammeln und weiterreden kann. Und dann, anstatt direkt zu reagieren, stellst du Fragen wie: „Was genau hat dich heute so sehr belastet?“ oder „Was möchtest du mir wirklich sagen?“ Anstatt zu unterbrechen, Sätze zu beenden oder vorauszusetzen, du kennst bereits die Antwort, könntest du dem anderen Raum geben, sich vollständig auszudrücken. Diese kleine Veränderung kann die Dynamik eures Gesprächs komplett verändern. Du öffnest damit die Tür für echtes Zuhören und schaffst Raum dafür, dass sich dein Lieblingsmensch wirklich öffnen kann – und gleichzeitig gibst du dir selbst die Chance, neugierig und offen zuzuhören.
Vielleicht fragst du dich jetzt, wie du diese Offenheit und Achtsamkeit im Alltag trainieren kannst? Gerne gebe ich dir zwei einfache Übungen an die Hand, die dir helfen, die Wahrnehmungskunst in deiner Beziehung zu stärken.
- Die „Neugier-Übung“: Jeden Tag nimmst du dir einen Moment, in dem du deinen Partner bewusst neu entdeckst. Frage nach Dingen, die du normalerweise nicht beachten würdest. Zum Beispiel: „Was hat dich heute inspiriert?“ oder „Worin möchtest du dich gerade weiterentwickeln?“
- Auch gemeinsame Reflexionsgespräche sind ein wertvolles Werkzeug. Setzt euch regelmässig zusammen und fragt euch: „Wie habe ich dich in den letzten Wochen erlebt? Was hat sich verändert?“ Diese Gespräche öffnen nicht nur Türen, sondern lassen euch gemeinsam wachsen.
Solche einfachen Übungen können dir helfen, mehr Neugier und Offenheit in deinen Beziehungsalltag zu bringen. Denn letztlich geht es darum, nicht nur den anderen zu „kennen“, sondern ihn oder sie immer wieder neu zu entdecken – mit all den kleinen Veränderungen und Wachstumsprozessen, die im Laufe der Zeit passieren.
Je mehr Raum du und ihr für diese Offenheit schafft, desto tiefer und wahrhaftiger wird eure Verbindung. Nehmt euch Zeit, neugierig zu sein, wirklich zuzuhören und die vielen Facetten deines Lieblingsmenschen immer wieder neu zu entdecken.
Und falls es so ist, dass nur du daran arbeiten möchtest, lass dich davon nicht entmutigen. Gehe voran, sei der erste Schritt in Richtung Veränderung. Oft braucht es nur einen, der mit gutem Beispiel vorangeht, um auch den anderen zu inspirieren, sich zu öffnen. Dein Engagement und deine Bereitschaft können einen grossen Unterschied machen, auch wenn es sich manchmal so anfühlt, als würdest du alleine starten.
Ich hoffe, du konntest aus dieser Episode etwas für dich mitnehmen. Falls dir diese Übungen helfen oder du deine eigenen Erfahrungen machen möchtest, freue ich mich, von dir zu hören. Bis zum nächsten Mal – und denk dran: Beziehungen sind eine tägliche Einladung, den anderen immer wieder neu zu sehen und zu entdecken, ansonsten ist Langeweile vorprogrammiert.
Das war Beziehungsmagie für heute, schön, dass du mir zugehört hast. Hast du eine Frage oder möchtest du etwas mit mir teilen? Du findest mich auf Facebook, LinkedIn, Youtube, Instagram oder über meine Website beatricewespi.ch.