Transkript

Das ist «Beziehungsmagie – sicher durch Liebe, Glück und Krise» navigieren. Ich bin Beatrice Wespi, Beziehungs- und Business-Coach, und es freut mich sehr, dass du heute meinem Podcast lauschst.

In der letzten Episode 037 haben wir über Vermeidung gesprochen – und zwar aus Sicht des Vermeidenden. Ich habe erklärt, dass Vermeidung ein schleichender Prozess ist, der für Distanz in Beziehungen sorgt. Wir haben uns angesehen, wie vermeidende Personen ihre Verhaltensmuster durchbrechen können. Heute möchte ich den Blickwinkel ändern und darüber sprechen, wie du als Partner oder Partnerin einer eher vermeidenden Person mit diesem Verhalten umgehen kannst. Wenn dein Partner oder deine Partnerin in herausfordernden emotionalen Situationen ausweicht, sich zurückzieht oder mauert, kann das für dich sehr schmerzhaft und schwer nachvollziehbar sein. Unsicherheit, Frustration, das Gefühl von Ablehnung – all das kann durch diesen Rückzug entstehen. Dabei ist dieses Verhalten selten Ausdruck von Desinteresse oder Ablehnung, sondern oft eine Strategie, die Vermeidende nutzen, um sich emotional zu schützen – eine Strategie, die ihnen in ihrer Kindheit oder in früheren Beziehungen Sicherheit gab. Häufig haben vermeidende Menschen erlebt, dass Nähe zu unangenehmen Gefühlen führen kann oder dass sie von nahestehenden Menschen verletzt wurden, und vor diesen Gefühlen möchten sie sich nun schützen.

Vielleicht hilft dir dieser Perspektivwechsel, den Rückzug deines Partners oder deiner Partnerin nicht als persönliche Ablehnung wahrzunehmen, sondern als ein Zeichen dafür, dass er oder sie Schutz sucht. Allein dieses Verständnis kann eine erste Brücke schaffen und das Gefühl von Sicherheit in eurer Beziehung fördern.

Doch Verständnis allein reicht oft nicht aus, um die Verbindung zu stärken. Auch deine eigenen Bedürfnisse verdienen Beachtung, denn nur wenn du dich selbst nicht vergisst, bleibt die Beziehung für dich erfüllend und stabil.

Ein liebevoller Umgang bedeutet daher, dass du als Partnerin oder Partner eines Vermeidenden die Balance zwischen Verständnis für dein Gegenüber und Selbstfürsorge findest. Denn Geduld darf nicht zur Selbstaufgabe führen. Wenn du merkst, dass du ständig Rücksicht nimmst und dabei deine eigenen Bedürfnisse auf der Strecke bleiben, entsteht ein Ungleichgewicht, das dich langfristig ausbrennen kann. Überlege dir daher, welche deiner eigenen Bedürfnisse für dich in der Beziehung besonders wichtig sind, damit du auch in herausfordernden Momenten für dich selbst sorgen kannst.

Nachdem du dir diese Bedürfnisse bewusst gemacht hast, geht es darum, sie behutsam zu kommunizieren, ohne Druck aufzubauen. Gerade bei Vermeidenden kann eine fordernde oder sofortige Klärung oft das Gegenteil bewirken. Vermeidende fühlen sich schnell in die Defensive gedrängt und neigen dazu, sich noch weiter zurückzuziehen, wenn Druck entsteht. Daher ist ein einladender, sanfter Ansatz oft hilfreicher – ein Ansatz, der die Tür zur Kommunikation offenhält, ohne dass dein Partner oder deine Partnerin sich überfordert fühlt.

Du könntest deine Bedürfnisse zum Beispiel in einem ruhigen Moment ansprechen, vielleicht bei einem Spaziergang, und dabei so formulieren, dass sie nicht wie Erwartungen wirken. Eine Frage wie: «Wäre es für dich okay, wenn wir in herausfordernden Momenten versuchen, ein bisschen im Austausch zu bleiben?» kann zum Beispiel signalisieren, dass du dir Nähe wünschst, ohne dass sofort eine tiefergehende Reaktion erwartet wird.

Falls dir Klarheit und direkter Austausch wichtig sind, kann es hilfreich sein, dir bewusst zu machen, dass der Wunsch, Dinge sofort zu klären, bei einem Vermeidenden oft schwer umzusetzen ist. Ein Satz wie: «Für mich wäre es schön, wenn wir beide im eigenen Tempo aufeinander zugehen könnten,» lässt Raum und zeigt, dass du nicht darauf bestehst, sofort alles zu besprechen.

Letztlich geht es darum, eine Atmosphäre zu schaffen, in der deine Bedürfnisse klar benannt werden können, aber ohne den Anspruch, dass dein Partner oder deine Partnerin sofort darauf reagieren muss. Ein liebevolles, geduldiges Vorgehen gibt Vermeidenden die Möglichkeit, sich Schritt für Schritt auf die Beziehung einzulassen, ohne sich durch Erwartungen unter Druck gesetzt zu fühlen.

Um zu verhindern, dass Dinge sich aufstauen und plötzlich dringend sind, kann es hilfreich sein, regelmässig Zeit für einen offenen Austausch zu schaffen – ein geplantes Routinegespräch, das euch ermöglicht, über eure Bedürfnisse, Gedanken und Gefühle zu sprechen, ohne dass es sich in akuten Momenten wie ein drängendes Thema anfühlt. Vielleicht könntest du deinem Partner oder deiner Partnerin vorschlagen, sich einmal pro Woche bewusst Zeit zu nehmen, um in einem sicheren und entspannten Rahmen miteinander zu sprechen – ohne dass einer von euch das Gefühl haben muss, sich verteidigen zu müssen.

Ein möglicher Ansatz wäre ein sogenanntes Zwiegespräch: Hier hat jedes von euch abwechselnd die Möglichkeit, ohne Unterbrechungen und ohne Vorwürfe seine Gedanken und Gefühle auszudrücken, während das Gegenüber nur zuhört. Dieses Ritual kann besonders für Vermeidende einen „Safe Space“ schaffen, da sie erleben, dass Nähe und ehrliche Kommunikation möglich sind, ohne dass sofort eine Reaktion oder Entscheidung verlangt wird. Nach und nach kann dein Partner oder deine Partnerin so lernen, mehr Nähe und Tiefe zuzulassen, ohne sich bedrängt zu fühlen.

Gerade bei Vermeidenden kann diese Art von Gespräch Entlastung bieten, da schwierige Themen in einem ruhigen Rahmen besprochen werden können und die Möglichkeit besteht, Nähe ohne Druck aufzubauen. Solch eine Routine kann euch beiden helfen, einander besser zu verstehen und aufkommende Themen anzusprechen, bevor sie zu grösseren Konflikten werden.

Indem du für dich selbst sorgst und deine Bedürfnisse sanft in die Beziehung einbringst, bleibst du klar und kraftvoll, ohne die Beziehung zu gefährden oder den Vermeidenden unter Druck zu setzen. Und ganz wichtig, du stehst auch für dich selbst ein. Respektierst du nämlich deinen eigenen Bedürfnisse nicht, so passiert es oft, dass wir uns selbst enttäuscht und frustriert zurückziehen – oder, umgekehrt, dass wir aus dieser Enttäuschung heraus nur noch mit Druck und Erwartungen auf den Vermeidenden reagieren, was dazu führt, dass er sich noch mehr zurückzieht.

Es ist wichtig zu verstehen, dass eine Veränderung in Beziehungen mit vermeidendem Lieblingsmenschen schrittweise passiert. Dazu braucht es Geduld, und gerade deswegen ist es so wichtig, die eigenen Bedürfnisse und Grenzen ernst zu nehmen und ihnen Raum zu geben, ohne sich dabei selbst aufzugeben. Jeder kleine Schritt, den ihr gemeinsam geht – sei es, dass ihr ein Thema ruhig ansprecht oder ein Ritual für den regelmässigen Austausch etabliert – bringt euch ein Stück näher zueinander und stärkt eure Beziehung.

Vielleicht bemerkst du dabei auch, dass diese sanften, bewussten Schritte dir selbst ein Gefühl von Kontrolle und Gelassenheit geben, das dir in der Beziehung Sicherheit gibt. Die Erkenntnis, dass du deine Bedürfnisse nicht sofort und vollständig erfüllt sehen musst, kann unglaublich befreiend wirken. Durch diese stetigen, achtsamen Schritte kann es gelingen, dass auch der Vermeidende in der Beziehung zunehmend die Sicherheit findet, sich zu öffnen und die Distanz schrittweise zu verringern – auf eine Weise, die euch beiden zugutekommt und eure Verbindung stärkt.

Das war Beziehungsmagie für heute. Vermeidung ist ein grosses Thema in unserer heutigen Zeit und kann viele Beziehungen belasten. Doch du kannst viel bewirken, indem du den Druck herausnimmst und behutsam auf deinen Lieblingsmenschen zugehst und ihm den Raum öffnest. Auch wenn nicht jede*r Vermeidende sich vollständig öffnet, könnt ihr durch liebevolle, kleine Schritte ein tieferes Verständnis und eine erfüllendere Verbindung schaffen.

Der Austausch mit Menschen, die sich für das Thema Beziehung interessieren, bedeutet mir sehr viel. Deshalb baue ich gerade meinen YouTube-Kanal aus, um noch mehr Menschen zu erreichen und zu unterstützen. Ich freue mich riesig, wenn du meinen Kanal abonnierst und Teil unserer wachsenden Community wirst!

Falls du Fragen oder Anregungen hast, freue ich mich, von dir zu hören – du findest mich auf Facebook, LinkedIn, Youtube, Instagram und natürlich auf Youtube oder über meine Website beatricewespi.ch. Vielen Dank fürs Zuhören, und bis zur nächsten Episode!

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