Transkript

Enttäuschungen, Verletzungen, Erwartungen, Wünsche – all das kommt in Beziehungen immer wieder vor. Und heute in dieser Episode möchte ich dir zeigen, wie das alles zusammenhängt und vor allem, wie du in Enttäuschungen und Verletzungen vielleicht sogar dein Weiterentwicklungspotenzial erkennen kannst.

Mein Name ist Beatrice Wespi, ich bin Beziehungscoach und vielleicht kennst du mich aus meinem Podcast Beziehungsmagie, wo es darum geht, wie du sicher durch Liebe, Glück und Krise navigierst. Oder von meinem YouTube-Kanal Beatrice Wespi Beziehungsmagie. Und falls du den Kanal noch nicht abonniert hast, freue ich mich, wenn du das jetzt machst. Dort bekommst du mehrmals pro Woche Impulse und Inputs zum Thema Beziehungsmagie.

Was steckt hinter Erwartungen?

Oft höre ich: „Das hat mich enttäuscht.“ oder „Du hast mich verletzt.“ Besonders das Wort „verletzen“ ist extrem stark, das geht tief. Und manchmal wird es in Beziehungen sehr oft benutzt. Das kann sogar gefährlich sein.

Denn wenn ich meinem Partner oder meiner Partnerin immer wieder sage, „Das verletzt mich.“ oder noch stärker „Du verletzt mich.“, dann setzt das mein Gegenüber Schachmatt. Niemand will seinen Lieblingsmenschen verletzen. Und wenn eine Person es immer wieder sagt, dass sie verletzt ist, dann fühlt sich das Gegenüber machtlos und die Gefahr ist gross, dass er oder sie anfängt, einfach alles zu tun, um keine Verletzungen mehr auszulösen.

Das kann eine manipulative Dynamik erschaffen. Und das wäre ein eigenes Thema für eine eigene Podcast-Episode. Also darauf möchte ich hier nicht eingehen, aber ich möchte das Bewusstsein in dir wecken, dass wenn du eine Person bist oder du ein Gegenüber hast, das oft mit „Ich bin verletzt.“ oder „Du hast mich verletzt.“ kommuniziert, dass das für eure Beziehung definitiv nicht gesund ist.

Enttäuschung ist oft eine unerfüllte Erwartung

Heute geht es mir aber darum, was hinter diesen Verletzungen und Enttäuschungen steckt. Enttäuschung ist meines Erachtens eine weniger tiefe Form von Verletzung. Und meistens steckt hinter der Enttäuschung und auch hinter der Verletzung eine unerfüllte Erwartung. Das heisst, ich habe eine Vorstellung davon, wie meine Partnerin, mein Partner sich verhalten sollte, und wenn das nicht eintrifft, dann bin ich enttäuscht oder verletzt.

Wer hat die Macht über deine Gefühle?

Und jetzt kommt das Entscheidende: Wie gehe ich damit um? Viele Menschen geben dann in diesem Moment die Verantwortung ab. Sie sagen: „Sie hat mich verletzt.“ oder „Er hat mich enttäuscht.“ Und klar, manchmal passieren wirklich schlimme Dinge, zum Beispiel ein Betrug, eine Affäre. Das möchte ich gar nicht schönreden. Und trotzdem, solange ich sage „Der andere hat“, gebe ich ihm die Macht über meine Gefühle. Dabei kann ich aus meinen Gefühlen lernen und selbst Entscheidungen treffen.

Und wenn ich das nicht mache, die Macht zu mir zurückhole, dann gebe ich das alles an mein Gegenüber ab. Und er hat die Macht oder sie hat die Macht, mich weiter zu enttäuschen und weiter zu verletzen.

Woher kommt deine Erwartung?

Egal, wie schwerwiegend das ist, was dein Lieblingsmensch gemacht hat oder macht, es ist ganz wichtig, dass du die Macht bei dir behältst, weil nur so bist du handlungsfähig. Und darum ist eine ganz wichtige Frage: Woher kommt diese Erwartung, die hinter der Enttäuschung oder der Verletzung steckt? Ist sie zum Beispiel aus deinen Werten entstanden, weil du vielleicht eine Beziehung möchtest, in der ihr viel Zeit miteinander verbringt?

Das kann eine klare Entscheidung sein, die möchte ich auch nicht bewerten, das ist kein Gut oder kein Schlecht. Und wenn das dann nicht passt, dann ist die Beziehung vielleicht nicht das Richtige für dich. Oder ist es eine Erwartung aus früheren Prägungen, aus alten Erfahrungen? Vielleicht hatte ich als Kind das Gefühl, immer hinten anstehen zu müssen. Vielleicht hatte ich ein Geschwister, das mehr Aufmerksamkeit bekommen hat, weil es vielleicht krank war. Und ich habe daraus gelernt: Ich werde nur geliebt, wenn jemand mit mir viel Zeit verbringt.

Erwartung aus einem Mangel heraus

Und dann ist die Erwartung gar nicht wirklich meine eigene, sondern sie stammt aus meiner Vergangenheit. Wenn eine Erwartung aus solch einer Prägung kommt, dann kommt sie aus einem Mangel heraus. Dann fühle ich mich nur geliebt, wenn diese Erwartung erfüllt wird. Und wenn nicht, dann bin ich verletzt oder enttäuscht. Und das Problem, das dann oft passiert: Ich verbeisse mich darin. Ich sehe nur noch das, was fehlt.

Ich merke gar nicht mehr, wie mein Lieblingsmensch vielleicht eine andere Art seine Liebe oder ihre Liebe zeigt. Denn jeder Mensch zeigt seine Liebe unterschiedlich. Manche sagen sehr oft „Ich liebe dich.“ Andere zeigen es durch kleine Gesten, durch Körperkontakt oder indem sie Dinge für dich tun.

Unterschiedliche Liebessprachen

Ich möchte dir dazu ein Beispiel geben, das ich gerade in den letzten Wochen spannenderweise, zweimal in meinen Coachings erlebt habe. Im Schweizerdeutschen, speziell im Berndeutschen, gibt es zwei Begriffe für „Ich liebe dich.“ Das eine ist „Ich liebe dich.“ und das andere ist „Ich habe dich gern.“ Für manche hat es die gleiche Bedeutung, für andere eine ganz unterschiedliche.

Wenn zwei Menschen darin eine unterschiedliche Bedeutung sehen, kann es sein, dass der eine immer wieder sagt „Ich habe dich gern.“, während der andere sich nicht geliebt fühlt, weil „Ich habe dich gern.“ für ihn weniger intensiv ist. Hier gibt es kein richtig oder falsch – aber es zeigt, wie wichtig es ist, hinzuschauen.

Deine Erwartung bewusst reflektieren

Deshalb ein Impuls für dich: Wenn du immer wieder wegen derselben Dinge enttäuscht oder verletzt bist, dann frag dich, was steckt für eine Erwartung dahinter? Kommt sie aus einer alten Prägung oder ist es ein Wert, der für mich sehr wichtig ist?

Wenn du merkst, es ist ein Wert, dann kannst du das in deiner Beziehung besprechen. Wenn du aber erkennst, dass es eine alte Prägung ist, dann geht es oft um dein eigenes Selbstwertgefühl. Dann darfst du wirklich genauer hinschauen, woher das kommt und wie du es heilen kannst.

Dein Handlungsimpuls

Mach dich daran, schau es als Weiterentwicklungsschritt an, versuche es wirklich zu heilen – allenfalls mit Unterstützung. Und wenn du merkst, dein Gegenüber kann eine deiner grundlegenden Erwartungen nicht erfüllen, dann sei ehrlich zu dir selbst. Denn wenn du immer wieder dasselbe erwartest, aber dein Gegenüber es nicht geben kann oder nicht geben will, dann wird es langfristig extrem schwierig.

Im Sinne von: Ihr beide habt eine Chance, glücklich zu werden. Vielleicht nicht miteinander, vielleicht mit jemand anderem.

Hast du Fragen oder hat dich das Thema berührt? Dann freue ich mich über einen Kommentar von dir oder eine Nachricht über die sozialen Medien. Und wenn dir dieser Beitrag gefallen hat, teile ihn gerne mit Menschen, die davon profitieren können!

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