Transkript
Einleitung: Wenn Angst Beziehungen lenkt
Vielleicht kennst du dieses Gefühl. Du willst eigentlich Nähe – und gleichzeitig zieht sich alles in dir zusammen. Oder du willst ehrlich sein – und stattdessen schweigst du einfach. Oder du sagst Ja, obwohl dein ganzes Inneres Nein ruft.
Nicht weil du etwa verwirrt bist. Nein, du machst es, weil du Angst hast. Angst davor, zu viel zu sein. Angst davor, nicht genug zu sein. Angst davor, nicht richtig zu sein. Angst davor, nicht sicher zu sein. Angst davor, verletzt zu werden. Verlassen zu werden. Oder auch Angst davor, dich selbst zu verlieren.
Angst in Beziehungen verstehen
Heute tauchen wir gemeinsam in die Angst ein, und ich möchte dich mitnehmen in einen liebevollen, ehrlichen und tiefen Blick darauf, wie Angst in Beziehungen wirkt, was darunter liegt, und wie du lernen kannst, nicht mehr aus ihr heraus zu handeln.
Mein Name ist Beatrice Wespi, ich bin Beziehungs- und Businesscoach, und ich begleite Menschen in Beziehungskrisen, in Trennung und auf dem Weg zu sich selbst. Und ich glaube zutiefst daran, dass echte Beziehung nur dann möglich ist, wenn du dir selbst nicht mehr davonläufst. Wenn du selbst hinschaust und all die Dinge, die du in deinem Rucksack hast, erkennst.
Was die Angst mit unseren Gefühlen zu tun hat
In der letzten Podcast-Episode, Episode 57, habe ich über das Thema Gefühle gesprochen. Darüber, wie kraftvoll und gleichzeitig herausfordernd es sein kann, sich dem eigenen inneren Erleben wirklich zuzuwenden. Sich den eigenen Gefühlen wirklich zu stellen. Und ich habe dir versprochen, dass wir uns in den kommenden Episoden über die einzelnen Gefühle unterhalten werden. Und heute tauchen wir, wie bereits gesagt, tiefer in ein Gefühl ein, das viele von uns lieber vermeiden würden, nämlich in die Angst. Und genau darum ist es mir so wichtig, über die Angst zu sprechen, weil sie oft das ist, was uns von Verbindung trennt. Und Verbindung ist in einer glücklichen Beziehung das A und O.
Immer wenn wir in Trennung gehen, dann wird es für uns selbst und für das Gegenüber schwierig. Nicht die andere Person, nicht das Aussen, sondern dieser zarte, oft gut versteckte Schutz in uns drin. Das zeigt sich in der Angst. Wenn du neu hier bist, abonniere gerne meinen YouTube-Kanal Beziehungsmagie. Dort findest du weitere Inspirationen, Deep Talks, Videos zum Fühlen, Verstehen und zum Wachsen. Ja, manchmal zeigt sich Angst ganz deutlich. Und manchmal verkleidet sie sich und sie ist nicht so leicht erkennbar.
Wie Angst sich zeigt
Und gerne gebe ich dir dazu ein paar Beispiele, damit du dich vielleicht wieder erkennst in dem einen oder anderen. Du sagst Ja zu etwas, obwohl du spürst, du willst es nicht. Nur um deinen Lieblingsmenschen nicht zu enttäuschen. Du sprichst ein Bedürfnis nicht aus, aus Angst. Du könntest als schwierig gelten oder vielleicht zu sensibel. Du ziehst dich zurück, obwohl du Nähe möchtest, weil etwas in dir gelernt hat, dass Nähe gefährlich ist und du Angst vor Abweisung hast. Du hältst dich zurück in deiner Entwicklung, weil du spürst, dass deine Partnerin oder dein Partner gerade nicht mitkommt und du Angst hast, die Verbindung zu verlieren.
Du tust Dinge, die dir nicht guttun, nur damit Harmonie bleibt, selbst wenn du innerlich dabei stirbst. All das sind Handlungen aus der Angst. Und ja, sie sind menschlich, sie sind so menschlich. Und trotzdem ist es so wichtig, diese Angst zu erkennen und die Muster aufzulösen, sodass wir nicht immer wieder in Trennung zu unserem Lieblingsmenschen gehen, sondern in Verbindung bleiben.
Angst ist selten Gegenwart
Du kennst es bestimmt, Angst fühlt sich oft real an. Manchmal ist sie sogar körperlich spürbar. Sie ist überwältigend, wie eine innere Wahrheit. Es gibt für dich gerade gar nichts anderes. Und doch in den allermeisten Fällen ist sie nicht tatsächlich real, sondern sie ist eine Reaktion auf etwas, das vielleicht gar nie eintritt. Angst entsteht selten im Jetzt-Gerade. Sie ist eine Mischung aus unserer inneren Geschichte und aus äusseren Prägungen. Aus früheren Erfahrungen und aus dem, was wir gelernt haben, zu fürchten.
Aus gesellschaftlichen Erwartungen, Rollenbildern, Bewertungen. Und so beurteilen wir eine Situation und denken dann, X oder Y könnte in Zukunft passieren und genau da schiesst die Angst ein. Man könnte auch sagen, Angst ist eine Illusion mit starkem Körpergefühl. Und wieso sage ich Illusion? Weil Angst ist immer etwas, das auf die Zukunft gerichtet ist. Auf etwas, das vielleicht, vielleicht mal eintreten könnte. Angst entspricht seltener Gegenwart.
Sie kommt meist aus alten Prägungen, aus unverarbeitenden Verletzungen, Glaubenssätzen, wie zum Beispiel, Ich muss lieb sein, sonst werde ich verlassen. Ich darf nicht zu viel sein. Ich darf nicht schwach sein. Wenn ich mich zeige, werde ich abgelehnt. Und darum ist es so wichtig, dass du erkennst, es ist wirklich nie klug, aus der Angst heraus zu handeln.
Die vier Schritte im Umgang mit Angst
Denn in der Angst bist du nicht in deinem Höheren Selbst. Die Angst zeigt sich oft aus deinem Ego heraus, aus den alten Programmen, die dich klein halten. Aber du bist nicht dieses Programm. Du bist grösser, du bist wahrhaftiger, ja, du bist freier.
Und genau darin liegt deine Kraft. Nicht, dass du keine Angst mehr hast, sondern es geht darum, dass du lernst, sie zu erkennen und trotzdem in deiner Wahrheit zu bleiben. Und das ist wahrscheinlich der wichtigste Satz dieser Folge. Handle wirklich nie, nie aus der Angst heraus. Denn Angst, und das fühlst du auch im Körper, Angst macht eng. Angst macht dich klein und sie reduziert dich auf einen Aspekt, auf ein altes Muster, auf eine Art Überlebensstrategie.
Und was ist in dem Fall zu tun, fragst du dich vielleicht, wenn du Angst spürst? Ja, dazu möchte ich dir vier Punkte mitgeben:
Erstens: Erkenne die Angst. Nimm sie an, dass sie da ist. Gehe nie in den Widerstand, auch mit anderen Gefühlen nicht, das macht es nur umso grösser. Beurteile sie nicht, bekämpfe sie nicht. Erkenne und anerkenne die Angst. Da ist die Angst, ich fühle sie. Und das allein ist oft schon ein Shift. Ich habe schon oft die Erfahrung gemacht, dass alleine das Erkennen und Anerkennen der Angst, im Sinne von, ah, ja, ich spüre Angst, ich habe Angst davor, dass das das Ganze auflöst.
Zweitens: Nimm sie an, ohne sofort zu reagieren. Vielleicht legst du auch deine Hand auf dein Herz, atmest drei-, viermal richtig ruhig ein und aus. Und vielleicht bleibst du auch einfach einen Moment mit ihr sitzen, wie mit einem ängstlichen Kind. Stell dir vor, du hast ein ängstliches Kind auf den Armen. Da bleibst du mit dem Kind in Ruhe, verwurzelt und gibst dem Kind Sicherheit. Und genau das kannst du mit dir machen. Und mit der Angst, ich sehe dich, ich bin da.
Drittens: Stell dir die Frage: Wer bin ich mit dieser Angst? Und wie handle ich, wenn ich nicht aus ihr heraus handeln soll? Wer bin ich, wenn ich Angst habe, verlassen zu werden und mich trotzdem nicht kleiner mache? Wer bin ich, wenn ich Angst habe, zu viel zu sein und trotzdem mein Bedürfnis ausspreche? Wer bin ich, wenn ich Angst habe, nicht verstanden zu werden und mich trotzdem zeige? Wer bin ich, wenn ich Angst vor Ablehnung habe und trotzdem Nähe zulasse?
All diese Fragen bringen dich zurück in deine Selbstverantwortung. Und es ist so wichtig, dass wir die Verantwortung für uns und unser Handeln übernehmen. Sie bringen dich zurück in deine Präsenz, in deine innere Wahrheit. Und dann kannst du entscheiden, aus der Verbindung mit dir, nicht aus dem Reflex.
Viertens: Du darfst wählen, ob du diese Angst teilen möchtest. Mit deinem Lieblingsmenschen oder ob es erst einmal einfach bei dir bleibt. Manchmal ist es heilsam, die Angst zu teilen und das aber nicht aus dem Drama, sondern einfach als Einladung zur Verbindung. Hey, ich merke, dass ich gerade Angst habe, dich zu verletzen, wenn ich ehrlich bin und trotzdem ist mir Ehrlichkeit wichtig. Ist es okay für dich? Kannst du das halten?
Und manchmal ist es auch einfach besser, erst in dir selbst Halt zu finden oder mit deiner Freundin, einem Freund zu sprechen, zu journalen oder einfach mitatmen. Oder vielleicht hast du auch jemanden an deiner Seite, der dich begleitet. Da gibt es kein Richtig oder Falsch, nur einfach ehrlich mit dir selbst zu sein.
Du bist nicht deine Angst
Und du musst nicht angstfrei sein, um in Beziehung zu sein, aber du darfst lernen, bewusst mit der Angst zu leben, ihr zuzuhören, ohne ihr das Steuer zu überlassen. Die Frage, wer bin ich damit, ist für mich eine der wichtigsten Fragen, sei es im Umgang mit der Angst oder auch mit anderen Gefühlen. Und sie ist für mich eigentlich ein fast täglicher Begleiter. Immer wenn sich etwas im Aussen zeigt, wenn mir das Leben etwas hinschmeisst, so liebevoll, manchmal auch nicht so liebevoll, und das kann ich auch nicht immer beeinflussen, was mir das Leben gerade gibt oder bringt, und wenn ich aber da immer zu mir zurückgehe und mich frage, wer bin ich damit, dann mache ich mich handlungsfähig.
Weil ich kann nicht entscheiden, was sich alles in meinem Leben zeigt, aber ich kann sehr wohl entscheiden, wer ich damit bin und wie ich damit umgehe. Wenn du magst, dann hör dir die Folge nochmal vielleicht mit geschlossenen Augen an und fühle, wo die Angst in deinem Leben auftaucht, vielleicht nicht nur in der Beziehung, und nicht um sie wegzumachen, sondern um dich tiefer zu verstehen.
Ich freue mich riesig, dass du heute dabei warst, und in der nächsten Folge geht es um ein weiteres tiefes Gefühl, eines, das oft unter der Angst liegt oder auch aus ihr hervorgeht. Und zwar sprechen wir da über die Trauer. Ich freue mich, wenn du da auch wieder dabei bist.
Wenn dich diese Folge berührt hat, teile sie gerne mit einer Freundin oder einem Freund und schreib mir, was sie in dir bewegt hat. Ich bin erreichbar über Instagram, über Facebook, über LinkedIn oder natürlich über meinen YouTube-Kanal. Und wenn du noch tiefer eintauchen möchtest in Beziehungsmagie, dann freue ich mich, wenn du den Podcast abonnierst oder mir auf YouTube folgst. Dort findest du weitere Inspirationen, Videos rund um das Thema Beziehung und Bewusstsein