Wenn einer kämpft – und der andere weitermacht wie bisher
Stell dir vor, du spielst Beachvolleyball, und ihr seid ein tolles Team. Ihr seid ein eingespieltes Team. Und plötzlich verletzt sich dein Teampartner oder deine Teampartnerin. Und du sagst, hey, ich sehe das Problem nicht. Jetzt musst du halt schauen, wie du wieder klarkommst. Ich spiele einfach mal weiter. Und was passiert dann?
Das Spiel ist vorbei. Nicht weil du schlecht spielst, sondern weil eines von euch ausgefallen ist. Und das andere, der andere, es nicht ernst nimmt. Und genau so fühlen sich viele Beziehungen an, wenn sie in die Krise geraten. Einer leidet, und der andere sagt: Ich habe kein Problem. Für mich stimmt alles. Aber auch in einer echten Partnerschaft gibt es keinen Ersatzspieler. Es braucht euch beide, um das Spiel weiterzuführen. Und ehrlich zu entscheiden, dass ein Timeout nötig ist.
Herzlich willkommen bei Beziehungsmagie. Sicher durch Liebe, Glück und Krise navigieren. Ich bin Beatrice Wesby, Beziehungscoach, und ich begleite Menschen auf dem Weg zu mehr Beziehungsmagie.
Wenn einer sich rausnimmt und der andere alles trägt
In dieser Folge sprechen wir darüber, was passiert, wenn einer von euch beiden sich rausnimmt und der andere das ganze Gewicht alleine trägt. Vielleicht kennst du das: Du spürst, dass etwas nicht stimmt. Du bringst es zur Sprache. Und dein Gegenüber sagt: Also ich bin mit unserer Beziehung zufrieden. Ich sehe das Problem nicht. Punkt. Und damit ist das Thema vom Tisch – weil es ist ja dein Problem.
Allein auf dem Spielfeld
Das ist nichts, was ich mir ausdenke. Das erlebe ich immer wieder in meiner Arbeit mit Paaren. Es fühlt sich an wie allein auf dem Spielfeld zu stehen. Oder wie in einer Seilschaft, in der einer rutscht und der andere sagt: Ich bin doch sicher. Was genau ist eigentlich dein Problem? Oder wie in einem gemeinsamen Haus, in dem ein Riss entsteht – und der andere sagt: Also in meinem Zimmer ist alles in Ordnung.
Wenn emotionale Verantwortung fehlt
Das Problem ist in der Regel nicht nur, dass der andere es nicht sieht – sondern dass er oder sie sich auch nicht zuständig fühlt. Denn für sie oder ihn stimmt ja alles. Und genau da beginnt das eigentliche Problem. Denn so steigt eine Person emotional aus dem Team aus – und die andere strampelt gefühlt alleine weiter.
Ein Team, das mal gemeinsam gestartet ist, verliert plötzlich seine Balance. Und das Tragische ist: Oft merken beide gar nicht, wie sehr sie das Teamgefühl verloren haben. Sie funktionieren noch irgendwie nebeneinander her. Vielleicht gibt es keine grossen Dramen – aber es gibt ganz bestimmt auch keine Verbindung mehr. Und genau da wird Beziehung richtig einsam.
Beziehung ist kein Einzelsport
Ihr habt mal zu zweit begonnen. Vielleicht wart ihr sogar mal ein richtig starkes Team. Und jetzt kämpft einer – während der andere nicht mal merkt, dass ihr schon längst kein Doppel mehr spielt.
Was passiert, wenn einer verletzt ist – und der andere einfach weiterspielt?
Nochmal zurück zu unserem Bild vom Beachvolleyball:
Ihr beide spielt Beachvolleyball. Kein Ersatzspieler, kein Coaching von aussen. Nur ihr beide und das Spiel, das ihr mal gemeinsam begonnen habt. Und dann verletzt sich einer. Vielleicht nicht körperlich, sondern innerlich, emotional: Erschöpfung, Enttäuschung, Zweifel, Rückzug.
Und der andere sagt: Ich sehe das Problem nicht. Ich mache jetzt einfach weiter wie bisher. Und was passiert? Ja, vielleicht funktioniert das Spiel noch eine Weile. Irgendwie. Die Person rennt dem Ball hinterher, versucht Lücken zu füllen, improvisiert.
Wenn der Rhythmus, die Freude – und das Vertrauen – verloren gehen
Aber es läuft nicht mehr rund. Der Rhythmus ist weg. Die Freude ist weg. Und das Vertrauen, dass der andere da ist, wenn es darauf ankommt – das bricht auch langsam weg. Und das Tragische ist: Oft sagt der eine dann sogar noch: Aber ich habe doch gespielt, ich war doch präsent.
Ja, körperlich vielleicht. Aber nicht innerlich. Nicht als Partner.
Es geht nicht ums Funktionieren – sondern ums Miteinander
Und genau das ist der Punkt. In der Beziehung geht es nicht nur ums Funktionieren. Es geht ums Mitgehen. Es geht ums Miteinander. Denn wenn einer aussteigt und der andere immer weiter kämpft – dann ist irgendwann kein Spiel mehr. Dann ist da nur noch Erschöpfung. Und allein bleiben, einsam sein – mitten in der Beziehung.
Und weisst du was? Allein zu kämpfen in einer Beziehung ist nicht nur anstrengend, es ist seelisch zermürbend. Und nicht nur für die Person, die kämpft, sondern auch für eure Beziehung, für euch beide.
Was, wenn du wirklich kein Problem siehst?
Vielleicht fragst du dich jetzt: Aber was soll ich denn machen, wenn ich wirklich kein Problem sehe? Und ich verstehe das auch – je nachdem. Es geht nicht darum, dass du sofort fühlen oder verstehen musst, was deine Partnerin oder dein Partner erlebt. Es geht auch nicht darum, die Schuld auf dich zu nehmen oder dich zu verbiegen, damit es dem anderen besser geht.
Und es geht schon gar nicht darum, dass du verantwortlich bist für das Glück deines Lieblingsmenschen.
Der entscheidende Perspektivwechsel
Aber vielleicht magst du dich kurz in den Beachvolleyballer oder die Beachvolleyballerin hineinfühlen. Was würdest du tun, wenn dein Teampartner oder deine Teampartnerin aussteigt?
Würdest du es merken? Ich bin mir ziemlich sicher: ja. Du würdest versuchen, die Situation zu verstehen. Du würdest schauen, was los ist. Nicht um sofort eine Lösung zu finden – sondern um gemeinsam zu schauen, wie es weitergeht.
Auch wenn du noch nicht genau verstehst, was beim Gegenüber gerade abgeht. Und genau darum geht es auch in Beziehung.
Was emotionale Verantwortung wirklich bedeutet
Es geht um emotionale Verantwortung. Und das bedeutet: Ich nehme wahr, dass du etwas erlebst, das für dich real ist. Ich nehme es ernst – auch wenn ich es noch nicht nachempfinden kann. Und ich frage mich: Was hat das mit uns zu tun?
Verantwortung in der Beziehung bedeutet nicht, dass ich alles in Ordnung bringen muss. Aber es bedeutet: Ich bin nicht gleichgültig. Ich ziehe mich nicht raus. Ich stehe neben dir. Auch wenn ich gerade nicht alles verstehe.
Partner oder Mitbewohner?
Und genau das unterscheidet einen Partner oder eine Partnerin von einem Mitbewohner. Oder von einem Einzelkämpfer, der mal irgendwann Ja gesagt hat – und jetzt denkt, das genügt.
Was heisst das ganz konkret?
Emotionale Verantwortung bedeutet:
Ich höre nicht nur auf Worte, sondern auch auf das, was zwischen den Zeilen mitschwingt.
Ich frage nach, wenn ich spüre, da zieht sich jemand zurück.
Ich nehme Stimmungslagen wahr – ohne sie sofort einordnen oder lösen zu müssen.
Ich bleibe in Kontakt – auch wenn es unbequem wird.
Und ja, das braucht Mut. Es braucht Ehrlichkeit. Und oft auch einen Schritt raus aus der eigenen Komfortzone.
Du musst nichts reparieren – nur da sein
Denn in solchen Momenten glauben viele: Jetzt bin ich schuld. Jetzt muss ich es wieder richten.
Aber darum geht es nicht. Wirklich nicht.
Es geht um Präsenz. Um Dableiben. Um deinen Teil im Team. Und darum, gemeinsam zu schauen: Und was jetzt?
Wenn du das nie gelernt hast
Und vielleicht hast du das nie gelernt. Dann kann es wie eine riesige Hürde wirken.
Wenn du aufgewachsen bist mit Sätzen wie „Reiss dich zusammen“, „Gefühle machen alles nur komplizierter“, „Indianer kennen keinen Schmerz“ – dann ist das vielleicht etwas völlig Neues für dich.
Wirklich präsent zu sein. Für dich selbst. Und für den Menschen an deiner Seite.
Du musst das nicht allein können
Ich kann dir sagen: Es lohnt sich.
Ich begleite so viele Menschen, die sich in solchen Momenten unglaublich allein fühlen.
Und wenn du es schaffst, nicht in der Abwehr zu bleiben, sondern auf deinen Lieblingsmenschen zuzugehen – auch wenn du vielleicht noch nicht alles verstehst – dann entsteht eine Gasse.
Ein neuer Raum. Eine neue Grundlage.
Beziehung ist lernbar
Viele Menschen – gerade Männer – haben nie gelernt, emotional mitzugehen.
Das war früher kein Thema. Aber heute gibt es Unterstützung.
Man kann das lernen. Du musst es nicht allein herausfinden.
Du darfst dich darin üben. Es muss nicht perfekt sein.
Wenn du gerade allein kämpfst
Und wenn du gerade merkst: Genau da stecke ich drin. Meine Partnerin, mein Partner hat offenbar ein Problem in unserer Beziehung – und ich sehe das nicht – dann melde dich gern für ein kostenloses Gespräch bei mir. Den Link findest du in den Show Notes.
Und vielleicht hörst du das hier und spürst: Ich bin die Person, die schon lange allein kämpft.
Du bringst Dinge zur Sprache. Du machst dir Gedanken. Du versuchst Verbindung zu schaffen – aber da kommt wenig bis gar nichts zurück.
Dann möchte ich dir sagen: Hey, du bist nicht falsch.
Und du bist auch nicht zu viel.
Du bist einfach wach. Und das ist wertvoll.
Hör nicht auf, dich selbst ernst zu nehmen
Was du tun kannst:
Hör nicht auf, dich selbst ernst zu nehmen.
Fang an, dich selbst zu sehen – nicht durch die Reaktion des Anderen.
Erkenne deine eigenen Muster. Spüre deine Grenzen. Und genau da beginnt Veränderung.
Unabhängig davon, ob dein Lieblingsmensch gerade mitsieht.
Du musst nicht aufgeben. Aber du darfst neu entscheiden, wo du stehst – nicht aus Mangel, sondern aus Klarheit.
Beziehung ist kein Einzelsport. Aber du kannst den ersten Schritt tun. Für dich. Und vielleicht auch für euch.
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Ich freue mich, von dir zu lesen.
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